Originaltitel: Der Tanzhusar. Lustspiel mit Gesang 1931; 85 min.; Regie: Fred Sauer; Darsteller: Oskar Karlweis, Friedl Haerlin, Gretl Theimer, Ernő Verebes, Max Ehrlich, Albert Paulig, Oskar Sima, Julius Falkenstein; Hegewald-Tobis-Klangfilm.
Ein gefeierter Operettensänger rückt als Reserveleutnant zur Waffenübung ein, ist der Sargnagel seines Obersten, mit seiner Partnerin heimlich verheiratet, mit der Soubrette, allerdings im Schwips, verlobt. Seine Frau kriegt den Obersten herum, der ihn dem verzweifelten Direktor freigibt.
Zusammenfassung
Mehr als hundertmal schon hat der gefeierte Operettentenor Turi Weidinger sich als „Tanzhusar“ in die Herzen der Zuschauer gesungen. Heut aber soll es das letzte Mal sein. – Turi muß nämlich auf sechs Wochen zum Militär einrücken. Zur Freude seiner künftigen Regimentskameraden, besonders des jungen Leutnant Joszi. Alle haben ihn gern und ihm oft genug von ihrer Loge Beifall geklatscht.Der Direktor ist allerdings weniger davon entzückt, daß er seinen Star für einige Zeit verlieren soll. Noch weniger entzückt ist aber seine schöne Partnerin Grete Mahr . . ., denn sie ist Turi im wirklichen Leben genau so zugetan wie im Liebespiel der Operette . . ., und er ihr nicht minder.Was Wundert, daß sie ihn an diesem letzten Abend für sich ganz allein haben möchte. Frühzeitig schon stiehlt sie sich von der lustigen Tafelrunde hinweg, die der Direktor zu Ehren seines scheidenden Tenors nach der Vorstellung auf der Bühne arrangiert hat. Turi soll bald folgen – so ist es verabredet.Aber Grete wartet vergeblich. Denn der Turi ist nun einmal ein leitsinniger Bursche – der Sekt schmeckt so gut – die lustige, mollige Soubrette Pepi Pieper, die schon lange auf Grete eifersüchtig ist, hat sich zu zärtlich an ihn gekuschelt . . ., und als die völlig beschwipste Tafelrunde dem nicht minder beschwipsten Turi endlich gar zur Verlobung mit der Pepi gratuliert, läßt er es ruhig und ohne Wiederspruch geschehen . . .Es ist schon sechs Uhr in der Früh, als der Pepi einfällt, daß ihr „Bräutigam“ ja zum Dienst muß. So wie er ist . . . in seiner Fantasieuniform, packt sie ihn ins Auto und befördert ihn ins benachbarte Garnisonstädtchen. Turi hat Pech. Grad der Herr Oberst muß ihn in einem solchen unmöglichen Aufzug antreffen. Mit einem fürchterlichen Donnerwetter und ein paar Tagen Stubenarrest kommt er davon . . .Am selben Vormittag erscheint die Pepi freudestrahlend bei ihrer Kollegin Grete Mahr, um ihr der Verlobung zu berichten. Grete fällt beinahe in Ohmacht . . .Denn sie . . . ja jetzt muß das Geheimnis heraus . . . sie ist doch mit Turi – verheiratet! Die beiden haben ihre Ehe bisher nur geheim gehalten, weil der Kontrakt dem Turi doch Heiraten verbietet . . .Aber Strafe muß sein! . . . Und als er bei ihr anruft, um ihr alles zu erklären, spielt Grete die gekränkte Gattin. Der verzweifelte Turi wendet sich an Joszi, um die Sache rechtzurücken. Joszi macht seine Sache gut. Er stellt Grete die Verzweiflung des Gatten in so beredten Worten dar, daß sie Hals über Kopf zu ihm fährt . . . Zur selben Stunde als Turi aus dem Arrest einfach ausbricht, um auf umgekehrtem Wege in die Arme der gekränkten Frau zu eilen.Einer so charmanten Künstlerin kann der Regimentskommandeur doch die Erlaubnis zum Besuch des Arrestanten nicht abschlagen, zumal der Oberst selbst schon lange ein Auge auf Grete Mahr geworfen hat. Sie ist schlau genug, ihm nichts von ihrer Ehe mit Turi zu verraten, sondern behauptet, im Namen seiner Frau zu kommen.Und bei dieser Gelegenheit erzählt sie auch unter dem Siegel der Verschwiegenheit natürlich, daß Turi seine Ehe verheimlichen muß und wie sehr die arme Frau unter diesem Zwange leidet.„Leutnant Weidinger ist nicht auf seiner Stube. Er ist in der ganzen Kaserne nicht zu finden!“ meldet die Ordonnanz.Da öffnet sich die Tür und auf der Schwelle ist der Theaterdirektor, den die Ordonnanz vergeblich zurückzuhalten sucht.Aber der schweißtriefende Bühnengewaltige läßt sich nicht abwehren. Sein Ersatztenor hat einen Frosch im Hals und ist auch sonst unmöglich. Er muß Turi wiederhaben . . . der Oberst soll ihn freigeben!Blitzschnell erfaßt Grete die Gunst des Augenblicks. Schnell hat sie sich mit dem Obersten verständigt. Und dieser – von Gretes Frauenschlauheit entzückt – geht schmunzelnd auf das Spiel ein. Er will Turi noch für einen Abend freigeben . . . aber nur, wenn der Direktor den ominösen Heiratsparagraphen streicht. Ein Seufzer des Einverständnisses.Als Turi in die Kaserne zurückkehrt und erfährt, daß der Oberst ihn unterdessen zu sich befohlen hat, da denkt er: „Nun ist alles aus!“Aber es ist nicht alles aus. Denn wenige Minuten später steht er vor der strahlenden Grete, die ihn verstohlen zum Schweigen gemahnt. Und aus des Obersten Mund erfährt er von seinem Glück.„So . . . und nun gehen Sie zu Ihrer Frau!“ sind des Kommandeurs letzte Worte. Da hat Turi sein Weib auch schon in die Arme genommen. Der Oberst ist baff. Alle Felle schwimmen ihm davon. Dann aber macht er gute Miene zu diesem Spiel . . . zu diesem, wie er lächelnd sagt . . . echten Husarenstück.
Kritik (-ner., Film Kurier #104, 05/05/1931):
Der Tanzhusar ist, schon der Name zeigt’s an, wieder einmal ein Film aus jener Welt der das Leben freundlich kaschierenden Operette; in der fesche Leutnants ungestraft, ein Sprung von dieser Brücke macht sie frei, aus dem Arrestlokal entkommen dürfen und schöne Frauen den grimmen Herrn Oberst milde stimmen.
Mit einem Schwank soll man nicht rechten, und der Tanzhusar gibt alles, was so einem Schwanke, recht ist. Fred Sauer, der seine Leute durch alle Komödien-Gefährnisse leitet, hat mit Jane Beß sich selber das Manuskript geschrieben, das er für sein Publikum braucht. Wie immer arbeitet er sauber, und hier kann er sich überdies auf seinen Troß guter Darsteller verlassen.
Oscar Karlweis macht seine Sache charmant, so gar nicht auf Star heraus, mit der Gutmütigkeit des Vielbegehrten. Seinen Leutnant-Tenor und Tenor-Leutnant, der hier vom Theater im Film zu einem Kasernentheater herüberzufinden hat, gibt er zudem ohne Süßlichkeit. Am Manuskript liegt es, wenn er sich dabei allerdings von den Situationen mehr überrumpeln läßt, als ihrer Herr wird.
Max Ehrlich und Julius Falkenstein sind auch dabei und die richtige Wahl der Darsteller entscheidet. Das Publikum lacht über Ehrlichs ehrliche Theaterdirektorennöte, über seine trockenen Nebenbeibemerkungen, die erst der Tonfilm auswerten kann, über seine für Militärenthusiasten anscheinend komische Zivilistenahnungslosigkeit, wenn er im Frack dem Herrn Oberst seine Aufwartung macht. Und Jule assistiert ihm in der dankbaren Rolle des moralischen Abendregisseurs inmitten von Chorgirls.
Eine lustige Szene der beiden. Auf der Bühne mimt Josef Dannegger den Knödeltenor-Heldenvater, der den Tanzhusar kriegsersetzen soll und sotanes Ersetzen flößt Direktor und Regisseur sanftes Entsetzen ein.
Ernst Verebes holt sich wieder seinen Lacherfolg, wie er mit Worten und Stimmungen jongliert und freche Tupferl setzt wenns ihm scheinbar tief ernst ist. Das Husarenlied von Willy Engel-Berger und Vigny, das Karlweis und er singen, hat Schmiß, man wird es bald überall hören.
Zwei blonde Frauen müssen sich diesmal Konkurrenz machen, und sie ziehen sich mit Hoesch und Vitrotti an der Kamera gut aus der Affäre: die herbe Friedl Haerlin und die keckere Gretl Theimer. Albert Paulig spielt seinen Oberst waschecht und grimmig, ihm zur Seite karikiert Oscar Sima sanft den Unterchargenton.
Für die Bauten zeichnet Max Heilbronner, für Ton- und Tonmontage Willy Kroschke und Peter Ostermayr. Die Tonwiedergabe ist im großen ganzen gut.
Das Publikum unterhält sich und applaudiert lebhaft.