Originaltitel: Das Geheimnis der roten Katze. Kriminalschwank 1931; 89 min.; Regie: Erich Schönfelder; Darsteller: Hans Junkermann, Sig Arno, Ernő Verebes, Paul Westermeyer, Kurt Lilien, Margot Landa, Rosa Valetti; Deutsche Tonfilmgesellschaft-Tobis-Klangfilm.
Ein kleiner Schauspieler wird als Apache für ein Montmartre-Lokal engagiert, stößt auf echte Verbrecher- Diese klauen einem Amerikaner einen Brillanten, der darauf ständig einen mehr oder minder rechtmäßigen Besitzer wechselt. Schließlich erweist sich der Stein als Fälschung, als haltbar aber die Neigung des Schauspielers zur Tochter seines Besitzers.
Zusammenfassung
André Dupont, ein sehr netter und liebenswürdiger Junger Mann, ist Schauspieler.
Das heißt: „Schauspieler“ ist eigentlich zu viel gesagt, er schlägt sich mehr schlecht als recht als simpler Statist durchs Leben und spielt an einem großen Revue-Theater bereits seit zehn Monaten den Bären in dem Bild „Das Paradies“.
André – er hätte eigentlich das gut gehende Käsegeschäft seines seligen Papas übernehmen können, wollte aber durchaus zum Theater – fühlt sich in seiner Tierhaut durchaus nicht wohl, und als er nun am Saisonschluß ohne Engagement dasitzt beginnt wieder einmal der ermüdende Kreislauf von Agent zu Agent. Er rennt sich die Hacken noch schiefer als sie es schon sowieso sind, aber schließlich wird ihm doch ein Angebot gemacht Das hat zwar mit Theater nichts zu tun, ist aber ganz reizvoll für André. – Catelain, ein bekannter Unternehmer, eröffnet nämlich in einer obskuren Gegend eine Apachenkaschemme für die sensationslüsternen Fremden, die einmal die „ganz echte Unterwelt“ erleben wollen. Für dieses Lokal, das den Namen „Die rote Katze“ führt, werden nun ein paar begabte Leute gesucht, die den erlebnisgierigen Ausländem wilde Apachenszenen vormimen. André, froh, daß überhaupt eine Aussicht zum Geldverdienen besteht, saust schleunigst zur „Roten Katze“ und wird auch als Bandenchef, genannt „Der eilige Dolch“, engagiert.
Zur gleichen Zeit ist der bekannte amerikanische Juwelenhändler Tobias Jefferson mit seiner Frau Laura und seiner Tochter Jessie in der Hauptstadt eingetroffen und hat im Hotel „Splendid“ Wohnung genommen. Jefferson hat in Antwerpen für schweres Geld den berühmten „Halifax-Smaragden“ erworben und möchte sich nun ein wenig amüsieren. Und so landet die Familie eines Abends in der „Roten Katze“, die ihnen vom Hotelportier als „gefährliches Apachenlokal“ empfohlen worden ist André, verwegen kostümiert jeder Zoll ein Bandenchef, spielt den verängstigten Jeffersons ein tolles Theater vor, Tobias und Laura fallen von einem Entsetzen ins andere, nur Jessie findet das wilde Treiben höchst reizvoll. Heimlich schiebt sie Andre einen Zettel zu, durch den sie ihn auffordert sie doch am nächsten Tage im Hotel zu besuchen, sie wolle sich zu gern einmal mit einem richtigen Verbrecher unterhalten.
Auf den „Halifax-Smaragden“ sind zwei gerissene Gauner scharf, der lange Pitou und sein Komplice Moustache, der gerade aus dem Kittchen gekommen ist Es gelingt Moustache in der Maske eines ahnenschweren Marquis die Bekanntschaft Lauras zu machen und Einladung zum Tee zu erhalten.
Das Rendezvous zwischen André und Jessie findet statt.
Es verläuft ganz anders als es Jessie sich vorgestellt hat denn André ist sehr schüchtern und bescheiden, gar nicht mehr der blutgierige Bandenführer vom vergangenen Abend. Als er sich in der Hotelhalle von Jessie verabschiedet, tänzelt Moustache – in der Marquismaske – heran. Von Jessie hört er, daß André der berühmte Verbrecher „Der eilige Dolch“ sei und es wahrscheinlich auf den „Halifax“ abgesehen habe. Moustache, der einen gefährlichen Konkurrenten fürchtet, stürzt sofort zu seinem Komplicen Pitou, und schon am Abend erscheinen beide in der „Roten Katze“, nehmen den erstaunten und erschreckten André in die Mitte und erklären ihm, daß sie mit ihm zusammen den Raubzug auf den Halifax ausführen würden. So gerät der arme André in die Finger von Moustache und Pitou, und als nun Moustache am nächsten Tage in seiner Marquis-Maske bei den Jeffersons zum Tee erscheint, ist auch André dabei, allerdings in einer grotesken Kostümierung.
Niemand erkennt ihn, die Jeffersons sind von ausgesuchter Liebenswürdigkeit, besonders die ältliche Laura zerfließt vor Wonne über den aristokratischen Besuch. Heimlich drängt Moustache zum Angriff, es gelingt ihm, Jefferson zu veranlassen, den Halifax aus dem Tresor zu holen. Und als Jefferson den kostbaren Stein voller Stolz aus dem Etui nimmt, erlischt plötzlich das Licht Lärm, Aufschreie, Chaos. Als es wieder hell wird, ist der Stein verschwunden! André steht ohne seine Kostümierung da, Jessie erkennt ihn, schreit auf: „Der eilige Dolch“, Moustache reißt den Revolver heraus, in wilder Flucht jagt er mit André davon. – –
Wer hat nun den Stein?
André? Moustache?
Keiner von beiden! Der Halifax ist zunächst gar nicht aus dem Hotel gekommen!
Nun aber, im weiteren Verlauf der Geschehnisse, wandert er unaufhörlich von einem zum anderen, jeder hat ihn einmal in der Tasche, jeder verliert ihn in dem Moment, wo er ihn schon sicher zu haben glaubt Der Halifax scheint verzaubert, er wirbelt die Menschen durcheinander, läßt sie in die unmöglichsten Situationen geraten, bis . . .
Bis . . .?
Aber man soll nicht zuviel verraten!
Kritik (-e-, Film Kurier #119, 05/23/1931):
Das Geheimnis der roten Kitze muß da gelegentlich einmal etwas von Schnitzlers „Grünen Kakadu“ gehört haben.
Bei Philippi sehen wir zwar recht verändert wieder. Der bringt in seinem Manuskript also einen findigen Theaterdirektor, der verhungerte Schauspieler in der Kaschemme furchterregende Apachen mimen läßt, um sensationsbedürftigen feinen Leuten das nötige Gruseln zu ihrem Champagner-Essen zu servieren.
Natürlich geht das ohne tragischen Hintergrund vor sich, Philippi und Erich Schönfelder legen bei ihrem Kriminalschwank den Hauptwort auf das Wort Schwank. So bringen sie volkstümliche Kost, nutzen altgeübte Schwankingredienzen mit Applomb.
Das Resultat gibt ihnen recht. Jeder Lacher wird dankbar quittiert, ihr Publikum amüsiert sich ausgezeichnet, es setzt Drei-Tage-Mittelarrest-Stimmung ein für diesen Tonfilmstart der jungen Firma.
Man hat zudem eine ganze Schar von Publikumslieblingen zugezogen: Siegfried Arno darf neben dem schweren Jungen Paul Westermeier schlenkrig elegant einen Marquis-Verbrecher mimen. Junkermann spielt einen Trottel-Dollarmann und die Valetti seinen eheliebsten Drachen. Da noch dazu Ernst Verebes seine Beweglichkeit für einen Pseudoapachen einsetzen kann, der Margot Walter scheu verehrt, und Curt Lilien einen Fledermaus-Gefängniswärter bringt, bleibt der Lacherfolg nicht aus.
Gebaut haben Hermann und Lippschitz, an der Kamera stand Bruno Mondi, für den Ton sorgte Eugen Hrich. Karl Wilczynski lieferte mit Franz Grothe einen Schlager, der einzuschlagen schien.