The Stork Goes on Strike

Originaltitel: Der Storch streikt. Posse 1931; 91 min.; Regie: Emerich W. Emo; Darsteller: Sig Arno, Fritz Schulz, Ursula Grabley, Hugo Fischer-Köppe, Julia Serda, Hans Wassmann, Ernő Szenes, Hans Junkermann, Max Ehrlich, Albert Paulig, Gustl Gstettenbaur; Itala-Tobis-Klangfilm.

Da der Storch streikt, geht ein Spezialgeschäft für Babyartikel schlecht, soll durch eine Heirat der Tochter des Chefs saniert werden, welche ein Erbonkel bereits vollzogen glaubt. Als dieser unerwartet zu Besuch kommt, muß ein Kommis prompt aufs Standesamt, als er verloren geht, ein Reisebekannter den Gatten spielen. In einer Zwischenhandlung noch die Abenteuer des Verschollenen, den man in gestohlener Matrosenkleidung als Deserteur aufgreift.

Zusammenfassung
Müllers Baby-Ausstattungsgeschäft geht herzlich schlecht. Denn in der jetzigen schweren Geschäftslage haben auch die Kinder ihr Kommen fast eingestellt. Trotzdem hat Müller in seinem Geschäft 3 Angestellte, von denen Sebaldus Schlank heimlich die Tochter seines Chefs, die kleine Maria liebt. –  Müller selbst möchte gern seine Maria verheiraten, denn an ihrem Hochzeitstage soll ihr eine Menge Geld von einem Onkel aus Amerika ausgezahlt werden; und dieses Geld ist fürs Geschäft dringend nötig! – Die kleine Maria will aber nicht, sie liebt ihre Freiheit. –
Müller wird von seinen Gläubigem arg bedrängt und, da er keinen anderen Ausweg weiß, schreibt er dem Amerika Onkel, daß Maria sich bereits verheiratet hat. Er hofft nun, daß das zugesagte Geld täglich eintreffen möge. Während nun Baby-Ausstattungs-Müller schön von seiner Sanierung träumt trifft plötzlich ein Telegramm ein und meldet, daß Onkel Eduard und Tante Irene aus Amerika in Europa eingetroffen sind und in 3 Tagen das junge Paar zu sehen wünschen.
Große Bestürzung – – – woher so schnell einen Mann nehmen?
Man kommt auf den Ausweg: Sebalaus Schlank muß der Mann von Maria werden Wenn Onkel und Tante abgereist sind, wird eben sofort die Scheidung eingereicht.
So wird Sebaldus der Mann von Maria. – Zwar hat er sich die Ehe mit dem geliebten Mädchen anders vorgestellt, denn Maria will von Zärtlichkeiten nichts wissen. Aber er gibt sich zufrieden und tröstet sich auf der Fahrt nach Hamburg im Schlafwagen mit einer Flasche Kognak.
Doch wer den Kognak in solchen Massen nicht vertragen kann, muß manchmal ein stilles Örtchen aufsuchen; auch Sebaldus geht es so – und da an einigen Türen das ominöse Zeichen „besetzt“ ist, muß er notgedrungen in einen anderen Wagen torkeln.
Während nun Sebaldus sich hier aufhält, wird der Wagen, in welchem er sich befindet, abgehängt und an den Bremer Zug gekoppelt. Und seine Frau fährt in dem andern Wagen nach Hamburg.
Sebaldus ist vollkommen verwirrt über die Änderung, die in dem Zug passierte, gerät natürlich in einige verkehrte Abteile und rettet sich schließlich unter das Bett eines leerstehenden Schlafwagenraumes, doch auch hier soll er nicht ungestört bleiben, denn eine junge Dame, eine Tänzerin, steigt auf einer Station ein und belegt dieses Coupé.
Nun naht aber für Sebaldus, der ja in dien diesen Situationen im Pyjama herumtobte, eine Erlösung in Gestalt eines offenen Koffers: dieser Koffer enthält ein Matrosenkostüm, und es gelingt dem armen Bedrängten, dieses Kostüm zu erwischen und anzuziehen.
Kurze Zeit darauf läuft der Zug in Bremen ein, und ein schmucker Matrose entsteigt freudestrahlend mit den anderen Reisenden dem Zug. Aber schon tönt ihm an der Sperre: „bitte die Fahrkarten“, entgegen. Doch abermals hat er Glück.
Im gleichen Augenblick passiert ein hoher Marineoffizier die Sperre und Sebaldus gelingt es, mit diesem als dessen Begleitung durchzuschlüpfen.
Auf nach Hamburg! Maria hat den Verlust ihres Gatten bemerkt, aber ein anderer, sehr nett aussehender junger Mann nimmt sich ihrer an, und da er unmittelbar hinter ihr aussteigt, glauben Onkel und Tante in Hamburg, daß dieser nette junge Mann Marias Gatte ist. Wohl oder übel fügen sich die beiden jungen Leute in das Unvermeidliche. Allerdings sich noch einige Unannehmlichkeiten, beispielsweise das gemeinsame Schlafzimmer später im Hotel; doch Harry ist ein Gentleman, er macht abends noch einen kleinen Abstecher, um die kleine Frau nicht in Verlegenheit zu bringen.
Während dessen haben sich in Bremen tolle Sachen ereignet. Sebaldus, der ja noch immer in Matrosenuniform umherläuft, ist einer Reichsmarinestreife in die Arme gefallen und wird von dieser als Deserteur behandelt. Er wird auf ein Kriegsschiff geführt und erlebt hier zu seinem größen Unbehagen die unangenehmsten Sachen. Aber schließlich gelingt es ihm doch, zu entwischen, und nach vieler Mühe trifft er endlich im Hotel in Hamburg ein: gerade in dem Augenblick, da Onkel Eduard dem jungen Ehepaar einen Scheck über die Ausstattung, ausstellt. Und Sebaldus erkennt plötzlich die Situation, er sieht auch, das Maria ihn niemals lieben wird, sondern daß sie ihren „zweiten Mann“ liebt.
Er fügt sich in das Unvermeidliche. „Seine Zukunft liegt auf dem Wasser“. Und so finden wir Sebaldus am Schluß bei einem Unternehmen wieder, weiches auf Wellenbewegung und auf Schaukeln dargestellt ist.

Kritik (-g., Film Kurier #205, 09/02/1931):
Warum der Film so heißt? Weil ein Geschäft für Baby-Artikel schlecht geht. Wodurch sein Inhaber gezwungen ist, einen Pseudo-Ehemann für seine Tochter zu besorgen, da der gute Onkel aus Amerika im Falle der Verheiratung eine ansehnliche Mitgift zugesagt hat. Onkelchen kommt aber persönlich nach Europa, und so wäre die Sache mit dem Gattenschwindel leicht schief gegangen, wenn nicht Fritz Schulz und Ursula Grabley in letzter Stunde, allen Zwischenfällen zum Trotz, das Bild holder Ehe-Einigkeit repräsentiert hätten.
Herr Dr. Rosenfeld hat sich dieses aufregende Geschehen einfallen lassen, und drei Autoren – B. E. Lüthge, Karl Noti und der Ideenträger persönlich – haben den Vorwurf verarbeitet.
Positives Ergebnis sind die Zahlreichen Clownerien um Siegfried Arno, der als falscher Matrose (infolge für den Zuschauer unerklärlicher Umstände) aufgegriffen wird und allerlei Unannehmlichkeiten seitens einiger Feldwebel – Verzeihung, das heißt ja hier „Maat“ – auszustehen hat.
Sigi Arno findet sich in jeder Situation zurecht, in die ihn das Autorentrio zwingt, als Schlafwagenschreck, als pechverfolgter Kommis, als frech-aufsässiger Arrestant, in Zivil, in Uniform, im Pyjama, im Damenkleid, er hat immer die Lacher auf seiner Seite. Er mildert das Knallige der Situation durch die liebenswürdige Leichtigkeit seiner Geste, er ist in diesem Film den Autoren und dem Regisseur um einige Bahnrunden voraus. Genügt das gute Dutzend lustiger Ereignisse?
Der Regisseur Emo und der Produktionsleiter Pasternak haben sich augenscheinlich in die Ereignisse um Siegfried Arno herum so heftig verliebt, daß sie für das andere nicht so den richtigen Blick hatten.
Sehr reizvoll die Schluß-Pointe: Arno als Kapitän eines – Rummelplatzes, singend vom Seemannsleben.
Neben Arno gefällt Fritz Schulz, charmant wie immer, ein Nie-Versager.
Ursula Grabley, bei Joe May ein quicklebendiger Sprühteufel, mit blitzenden Augen, mit Körperbeweglichkeit und Zungengewandtheit, kommt bei Emo nicht über besseres Liebhaber-Theater heraus. Auch den Komikern Waßmann, Sennesch und Gstettenbauer fehlt eine straffe Regie.
Julia Serda, Hans Junkermann, Max Ehrlich und Hugo Fischer-Koeppe setzen sich durch.
Franz Planer photographierte. Der Architekt Knauer baute einen interessanten Tanzsaal. Paganini zeichnet für den Ton, Will Meisel für die unauffällige Musik.
Zum Schluß gab es lebhaften Beifall für Siegfried Arno.

css.php