Errant Husbands

Originaltitel: Kyritz – Pyritz. (Flotte Ehemänner.) Kleinstadtposse 1931; 83 min.; Regie: Carl Heinz Wolff; Darsteller: Max Adalbert, Paul Hörbiger, Henry Bender, Harry Halm, Eugen Rex, Paul Westermeier, Hermann Picha, Paul Heidemann, Gustl Gstettenbaur, Hansi Arnstaedt, Lotte Stein, Lilian Ellis; C. H. Wolff Prod.-Tobis-Klangfilm.

Drei Spießbürger fahren „geschäftlich“ nach Berlin, ihre Verdacht schöpfenden Ehehälften prompt hinterdrein. Da einer von ihnen dort eine voreheliche Tochter hat und drei Sänger aus dem Nachbarorte Verwechslungsmöglichkeiten schaffen, gibt es genug der Verwirrung, bis die Eheleute sich versöhnen und ein Brautpaar am Platze bleibt.

Zusammenfassung
Drei Herren begeben sich aus zwei kleinen Städten nach Berlin, allerdings mit ganz verschiedenen Absichten. Die guten Pyritzer wollen lediglich als Sangesbrüder Ruhm einheimsen. Weniger harmlos ist das Unternehmen der Kyritzer, als dessen Hauptzweck gilt, einmal den gestrengen Gattinnen zu entkommen und sich in der Stadt so mal richtig auf eigene Faust zu amüsieren. Aber die Strafe folgt den Ausreißern auf dem Fuße, denn kaum sind die drei Herren, der Bürgermeister, der Apotheker und ein Feinhändler abgereist, so machen sich die Kyritzer Damen ebenfalls auf den Weg. Sie sind sogar noch früher in der Großstadt, so daß sie ihren Männern den Empfang richtig vorbereiten können. Doch statt der Kyritzer, die es verdienen, geraten die Pyritzer in eine Reihe unangenehmer Situationen. Aber die feindlichen Parteien treffen schließlich alle zusammen. Denn gerade das Sängerfest, dem die Reise der Pyritzer galt, wählen die Kyritzer zum Zielpunkt eines Ausfluges, von dem sie sich viel Vergnügen erwarten. Der Apotheker soll nämlich auf dem Fest endlich mit der Dame Zusammentreffen, die unter „Seelentröster“ annonciert hat und die er bloß aus Briefen kennt; seine beiden Gefährten begleiten ihn. Aber auch die empörten Ehefrauen stellen sich ein. Die armen Pyritzer. die nur einer Verwechslung zufolge vielerlei Mißgeschick erdulden mußten, sollen schließlich entschädigt werden. Die Kyritzer laden sie zu Champagner ein. aber die Zeche müssen dann doch wieder die Unschuldigen bezahlen, denn die Gastgeber sind wieder einmal auf der Flucht vor ihren strengen Ehehälften, die aber draufkommen, daß sie weniger Grund haben, auf ihre Männer böse zu sein, als sie vermuteten, denn die Frau Apothekerin selbst hatte ja einen Seelentröster gesucht, den sie jetzt in ihrem Gatten auch findet, und die Frau Bürgermeister, die ihren Mann im Verdacht hatte, er besuche seine Geliebte in der Stadt, erfährt zu ihrer Beruhigung, daß er nur als guter Papa seine Tochter einmal besuchen wollte.

Kritik (-e-, Film Kurier #210, 09/08/1931):
Ein Sextett vergnügter Ehemänner verläßt Kyritz-Pyritz. Drei unter Führung ihres Bürgermeisters Max Adalbert wollen in Groß-Berlin allerhand entdecken, drei andere sind harmlose Sänger, die zum Wettstreit fahren. Der Film nimmt also wieder einmal (Manuskript Franz Rauch, nach der alten Posse von Wilken und Justinus) die übliche Richtung mit der Bimmelbahn des Spießer-Humors zu ein paar „anrüchigen“ und im Grunde natürlich ganz harmlosen Stätten der Großstadt. Der Pantoffelheld will mal fremd gehen und der Spießer fällt dabei selbst hinein.
Natürlich fahren hinter den lustigen Kyritzern die empörten Ehegattinnen hinterher, die sich betrogen fühlen. Die Urform der dankbaren Verwechslungsposse kann bei einem Treffen in der Berliner Pension Soltmann, gegen die die „Pension Schöller“ ein harmloses Idyll war, sich austoben.
Gipfel des Glücks, wenn die drei Fremdgänger Adalbert, Henry Bender und Hörbiger sich um’s Schlüsselloch des Pensionats balgen, um drei Berliner Pflanzen (in Wirklichkeit ihre eigenen Gattinnen, . . .) in Beinkleidern zu erblicken . . . Filmkultur des Flanells. Der Kinosaal kreischt.
Gegenüber diesen gepfefferten Sündern stehen die drei Sangesbrüder Eugen Rex, Paul Westermeier, Paul Heidemann dezenter da, die den Abend über viel Vergnügen machen, bei jeder Gelegenheit zum Knödel-Terzett bereit. Eugen Rex mit einem unfreiwilligen Strindberg-Kopf, Paul Heidemann ein fideler Damenfriseur mit Tenor, Paul Westermeier, ein ängstlicher Riese aus Kyritz. Mit diesen drei Typen kann dem Film nichts geschehen, zumal Carl Heinz Wolff mit Liebe und Umsicht in jeder Dekoration verweilt. Viel Karikatur dabei auf den biederen Gesangvereinsrummel, die Regie Wolffs holt da manche lustige Nüance heraus.
Wenn Adalbert, der in diesem Film etwas beiseite steht, seiner teuren Gattin (Hansi Arnstadt) sein „Mütterchen, Muttchen“ zuruft, gibt es die Heiterkeit, an der man heute den Grad des Filmerfolges festzustellen pflegt: Es war ein befriedigender Publikumserfolg, jedes neue Gesicht, das im Film auftaucht, wird belacht. – Selbstverständlich wird also die Wirkung zwischen Leinwand, Lautsprecher und Publikum nur durch Schauspielerauftritte bestritten. Den unschuldig-blonden Mittelpunkt der Handlungswirren spielt Lilian Ellis, sie hat immerhin schon Stadttheater-Niveau (Görlitz).
Es gab viele Vorhänge. Die gesamte Technik, alles war da kurbelt, mikrophont, dirigiert oder baut, komponiert, produktionsleitet und tonführt, fügt sich ohne Störungen ins Gesamtbild. Auffällig gute Gesangsaufnahmen auf Klangfilm.

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