Originaltitel: Gloria. Sensationsdrama 1931; 91 min.; Regie: Hans Behrendt; Darsteller: Brigitte Helm, Gustav Fröhlich, Fritz Kampers, Hugo Fischer-Köppe, Rolf Drucker, Hedwig Wangel; Matador-Tobis-Klangfilm.
Ein Verkehrsflieger hat um seiner Frau willen an keiner Konkurrenz mehr teilgenommen. Als sie aber mit seinem siegreichen Kollegen bummelt, glaubt er sich betrogen, unternimmt unvorbereitet einen Ozeanflug. Als der Sieger heimkehrt, ist seine Frau geläutert.
Zusammenfassung
Georg Köhler ist Verkehrsflugzeugpilot. Vor seiner Ehe mit Maria, war er Kunstflieger, doch die Ängstlichkeit seiner Frau hat ihn veranlaßt, das gefährliche Kunstfliegen aufzugeben. Als er aber eines Tages bemerkt, daß seine Frau sich von seinem Kameraden Johnny, der ein berühmter Kunstflieger ist, sehr gern den Hof machen läßt, besteigt er ein großes Flugzeug und startet unvorbereitet zu einem Ozeanflug. Als er nach Überwindung größter Schwierigkeiten den Ozean überquert und zu seiner Frau heimkehrt, erfährt er, daß seine Eifersucht unbegründet war und weder Frau noch Freund ihm die Treue gebrochen haben.
Kritik (-e-, Film Kurier #229, 09/30/1931):
Aus dem erfreulichen Bündnis Pathé-Natan (Paris) und Marcel Hellmann geboren, will dieser Film einem europäischen Kinopublikum dienen, vielen Herren also mit vielen Geschmäckern.
Er entstand in Berlin und das Flugfeld-Treiben von Tempelhof ist sein Mittelpunkt.
Fliegerkunststücke in den Lüften, Flieger kantinenscherze, dazwischen der normale Dienst, – wieder Feste, wieder Gefahren – als Sensations-Prunkstück des Films aber ein Ozeanflug.
Vor ihm wird jedes Publikum sofort – – zum Kino-Publikum, das heißt – schnell gefangen von der Realität knatternder Motore, mitgerissen in die seelische Gefahrenzone der Flieger über dem Ozean.
Atemlos, gespannt sitzt es im Kinoparkett, aIs hocke es zwischen Gustl Froehlich und Hugo Fischer-Köppe im Ozeanflugzeug und klettere mit ihm in die sturmgepeitschte Ozeannacht, um den Oelrohrbruch verstopfen zu helfen. Bei solchen Sensationen tritt der alte Kinozauber in seine Rechte.
Beifall prasselt los, das Blut geriet in Wallung – was will das Kinopublikum mehr?
★
Der Film lebt natürlich nicht nur von dieser aufregenden Ozeansensation und den schönen, augenweitenden Aufnahmen deutscher Flugtechnik (Kunstflüge: Tasso Graf von Schaumburg). Viel mehr:
Es beginnt mit einer Ehekrise. Das Flieger-Ehepärchen kracht sich. Die Gattin ist noch nie geflogen und will auf den Ruhm ihres Gatten gern verzichten, wenn der nur lebendig bleibt. Darüber fortgesetzt Streit – aber schließlich ist der kleine Ikarus, das Söhnchen, dazu da, den Ehefrieden immer wieder herzustellen – und wenn den Autoren (es waren allerhand prominente Namen ums Drehbuch versammelt: Franz Schultz, Hans Szekely, Georg Klaren) nichts weiter einfällt, lassen sie nachts ein weißes Mäuschen ins Schlafzimmer der schmollenden Gattin; sie ruft angesichts der weißen Maus nach ihrem Flieger-Helden – das Schlafzimmer hat ihn wieder.
Ein Don Juan und Verführer muß auch dabei sein: Doch wenn der gemütliche Fritz Kampers den Gefährlichen spielen soll, so weiß man, daß es mit dem männlichen sex appeal nicht sehr ernst gemeint ist. Immerhin ist diesem Verführer und Flieger-Rivalen zu danken, daß Brigitte Helm sich in seiner ungefährlichen Nähe in einer reizenden und fast unschuldigen Flirtstimmung zeigt. Da wird nach lustig durchtanzter Nacht ein Morgen gezeigt auf dem Flugplatz. Brigitte läßt sich nun doch mal verführen, in einem Flugzeug in die Luft zu gehen, sie tanzt noch halb im Schwips auf den Begleitsitz und dann . . . fliegt der Morgenwind über ihr Haupt Jeder optische Reiz der Helm wird da entfesselt. Ihr kühles, entschleiertes, dem Morgen zugewandtes Antlitz (Kamera Fredrik Fuglsang) gibt wunderbare Aufnahmen her.
Doch der Film beweist auch: die Helm braucht gar nicht zu vampen. Selbst in dieser recht einfältigen Familienkomödie bei Fliegers wirkt sie natürlich, unverkrampft – wohl auch ein Verdienst der Produktionsleitung (Marcel Hellmann), der den Erfolg in erster Linie auf den Star bauen wollte. Es gelang ihm. Ihr Partner: Gustel Fröhlich, beherzt und männlich in seinen Fliegerszenen noch wirksamer als in seinen ernstgemeinten Ehekrächen.
Noch einer trägt den Film und sich in vorteilhafter Weise: Fischer-Köppe, der, losgelöst von Regie und Rolle, seine Solis zum besten gibt, viele Lacher einheimst. Für das Frauenpublikum wurde noch der kleine Rolf Drucker untergeschoben, er hat fast nach jedem Satz Gelächterzustimmung.
Aeußere Aufmachung, technische Durchführung – alles sehr nobel. Inszenierung: Hans Behrendt. Seine Regie bedeutet Verzicht auf persönliche Note, Mangel an Stil und Nuancen, die Wirkungen holt er stets weit her aus den Lüften. (Das Leben liegt näher, der natürliche Witz der Situationen und Dinge wäre ansprechender.)
Doch hat die Effekte-Dramaturgie die sicheren Erfolgs-Elemente so im Werk verteilt, daß der Gesamteindruck voll befriedigend bleibt, namentlich da der Film sich gegen Ende sehr packend steigert.
Im Capitol gab es viele Vorhänge und lang anhaltenden Beifall.