Shooting Festival in Schilda

Originaltitel: Schützenfest in Schilda. (Der Meisterschütze.) Groteskenschwank 1931; 91 min.; Regie: Adolf Trotz; Darsteller: Sig Arno, Ida Wüst, Fritz Kampers, Eugen Rex, Margot Landa, Evi Eva, Betty Astor, Hans Wassmann, Genia Nikolaieva, Julius Falkenstein; Gottschalk-Tobis-Klangfilm.

Eine Kleinstadt erwartet aufgeregt die Durchreise eines exotischen Herrschers, hält einen Filmstatisten, der sich im Kostüm verirrte, für den Erwarteten und überschüttet ihn mit Ehrungen. Zwei Mitwisser zwingen den Armen seine Rolle weiterzuspielen, bis die Ankunft des wirklichen Königs den Spuk beendet.

Zusammenfassung
Die kleine Stadt Schilda will Großstadt werden. Da es auf geradem Wege nicht geht, denken sich die Stadtväter folgenden Trick aus: Der Negus Nebukadnezar von Neptropien. der sich nach Zeitungsmeldungen auf der Fahrt nach Berlin befindet und das Städtchen mit seinem Auto passieren muß, soll durch eine künstliche Autopanne (Scherben!) hier aufgehalten werden. Solange die Reparatur des Wagens dauert, wird für den Fürsten eine große Huldigung veranstaltet, ein Fest, an dem die ganze Stadt teilnimmt, so daß bald darauf alle Blätter Europas von Schilda in Wort und Bild berichten müssen. Der Plan wird zur Durchführung gebracht. Um die bestimmte Zeit fährt jedoch über die Landstraße nicht der Negus, sondern ein heimkehrender Herrschaftswagen, dessen Lenker unterwegs einen verirrten Filmstatisten aus Mitleid mitgenommen hat. Dieser Statist trägt nun eine Beduinenuniform und wird von den Stadtvätern für den erwarteten Kürsten gehalten und mit den beabsichtigten Ehren empfangen. Eine große Komödie entwickelt sich aus diesem Mißverständnis, die jedoch schließlich für alle, auch die Stadt Schilda, ein unerwartet gutes Ende nimmt.

Kritik (-e-, Film Kurier #246, 10/20/1931):
Eine kleine Stadt marschiert durch den Film, nicht gerade putzig-geputzt wie Rothenburg oder eine bescheidenere Kleinstadt-Idylle – nein, eher ein nüchternes Städtchen, mit seinen schlichten Häusern und kleinen Girlanden mitten in der deutschen Wüste gelegen.
In diesem Städtchen tagt der Gemeinderat bis früh um 5 – und dies kann doch wohl nur in Schilda passieren. – und die Autoren des Kinos sind also Schildaer, die einen parodistischen Streich verüben wollen: Alexander Alexander, der auch eine Idee dabei hatte, mit Willy Prager.
Die durch Betrachtung einiger amerikanischer Stummfilme, bei denen mal ein Filmkomparse, mal ein morgenländisch Verkleideter bei Gartenfesten allerlei Unfug stiftet, gewonnene „Idee“, vermengt mit der aufreizenden Erinnerung an Amanullahs Besuch in Berlin ergab Begründung und Willen zur Parodie . . .
Außerdem besannen sich Produzenten und Verleiher (mit Recht, mit Recht), daß Gesangvereine, die nicht singen können und Schützen, die schlecht schießen, ein bißchen Rummel, ein bißchen Liebe dabei, die Chöre des Publikums in Lachen ausbrechen lassen. Und so stellen sie alles auf einmal in die kleine nüchterne Stadt (Photographie: Fuglsang): Stotternde Ehrenjungfrauen (Evi Eva), geistesschwache Magistratsbeamte (Willy Prager, Falkenstein), ständchensingende Gesangvereine, frohmarschierende Schützen mit Ehrenkompagnien und Ehrenfronten (und einen Augenblick lang schließt das Publikum die Augen, hört nur die friedliche Bumsmusik in der Hauptstraße der kleinen Stadt tschingdada, tschingdada . . . auch in der kleinen Stadt gröhlts heute wilder, drohender . . . es singt da nicht mehr Lützows friedlich-verwegene Jagd), und so wird ein freundlich-harmloser Heiterkeitserfolg gelandet.
Zumal der König allen Unheils Siegfried Arno, den sich die Schildaer durch einen hinterhältigen Trefferschuß auf den Adler zum Schützenkönig küren.
In Zivil stolpert Arno als harmloser Filmkomparse einher, den nach seiner Mammi bangt und in die kleine Hochstapelei gelangt er, weil das Volk ihn dazu drängt. „Sie lassen nicht locker, sie lassen nicht locker . . .“ säuselt der Komparse beglückt, gekleidet wie der sagenhafte König aus Neptropien, und jongliert sich durch die Bankette und Liebesabenteuer von Schilda.
Die Posse hat ihren deutschen Höhepunkt, als Arno sich in türkischen Honig verklebt und der berühmte dicke Trinker den großen Stiefel ausleert. Großes Staunen und Gelächter aller Schildaer. Der netteste Einfall; wenn der echte König von Neptropien mit seinem Auto durch die Nacht hupt und Schilda nicht passieren darf, weil man ihn für den falschen hält.
Alle Konflikte und Episoden fügt die Inszenierung von Adolf Trotz schnell, anspruchslos.
Die Komiker vereinigen sich, um den betrunkenen König ins Bett zu packen. Hier haben Arno, Kampers und Rex die große Szene. Ida Wüst als Wüstling von Schilda, jetzt Bürgermeisterin, die aber den „Zirkus“ nicht verleugnen kann, Hans Waßmann, die Obrigkeit persönlich – man weiß, wie er das spielt. Margot Walter sieht sehr appetitlich aus und Genia Nikolaieva wundert sich nur, wo und wie sie tanzen muß.
– und so rankt sich eins ins andere: Die Schauspieler bestreiten den Uraufführungserfolg, die Verleiher sind mit ihm zufrieden, mit den Verleihern des Films werden die Theaterbesitzer zufrieden sein und das Publikum mit dem Theaterbesitzer. Ein Film eben, wie er ins Repertoire paßt und um dessentwillen sicher keine Revolution in Schilda ausbrechen wird, eher ein gemütliches Freudenfest.

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