Everyone Asks for Erika

Originaltitel: Jeder fragt nach Erika. Operette 1931; 97 min.; Regie: Frederic Zelnik; Darsteller: Lya Mara, Walter Janssen,  Ernő Verebes, Ralph Arthur Roberts, Berthe Ostyn, Paul Westermeier, Fritz Ley, Max Gülstorff, Gretl Theimer, Adele Sandrock; Efzet-Tobis-Klangfilm.

Eine Verkäuferin fliegt aus dem Geschäft, drängt sich als Haushälterin in die Wohnung eines Barons, sieht nach den Rechten. Nachdem sie diesen von seiner Geliebten befreit, ihn mit dem Erbonkel versöhnt und einen unredlichen Verwalter entlarvt, wird sie seine Frau.

Zusammenfassung
In der eleganten Parfümerie „Krönleins Rosengarten“ wird das weltbekannte Rosenwasser „Erika“, das Schönheitselexier jeder schönen, eleganten und mondänen Frau verkauft. – Erika, die fesche, charmante Verkäuferin, die dem Wasser ihren Namen geliehen hat, zieht durch ihre Schönheit und ihre Liebenswürdigkeit den größten Teil der Kundschaft an. Jeder will nur von ihr bedient sein, jeder fragt nur nach Erika! – Krönlein, Erikas Chef, ist sich des Wertes, den Erika Poliakoff, die Tochter eines russischen Emigranten, für sein Institut bedeutet wohl bewußt – trotzdem will er durchaus nicht ihr Gehalt erhöhen. – Durch einen Zufall kommt Erika in die Wohnung des Barons Kurt von Zeillern, der in demselben Viertel in dem sich Krönleins Parfümerie befindet, sein Haus hat. Kurt von Zeillern, eine elegante Erscheinung der Berliner Gesellschaft – in Fachkreisen bekannt als ein berühmter Tibetforscher –, ist gerade im Begriff, eine neue Tibetexpedition zu unternehmen, die vom Bankpräsidenten Wallin finanziert wird. Zeillern weiß nicht, daß Wallin dies nur ist, um einen Rivalen bei seiner schönen, aber unersättlichen Freundin Anita loszuwerden, denn niemals würde er Geld einer Frau verdanken wollen. – Otto Rebes, Kurts bester Freund, hat Wallin zur Finanzierung dieser neuen Tibet-Expedition nicht nur aus rein freudschaftlichen Gründen bewogen. Er ist Redakteur und braucht eine neue sensationelle Reportage für die Zeitung. – Kurts anderer Freund, Will, verbringt seine Tage schlafend, zu ungeschlafener Zeit aber bummelt er. Dieses Leben bekommt ihm nicht, denn in seinen jungen Jahren ist er stark beleibt. Wo er geht und steht, sucht er sich einen Fauteuil, um darin von seinen nächtlichen Escapaden auszuschlafen. – Kurt steht kurz vor seiner Abreise, das Personal wird entlassen und Otto drängt Kurt zum Aufbruch. Kurt bittet alle, auf dem Bahnhof auf ihn zu warten. Er bleibt noch zurück und will die letzten Kleinigkeiten in seine Handtasche verstauen. Als er merkt, daß ihm noch ein Eau de Cologne fehlt, läutet er in der Parfümerie Krönlein an, um sich dort das fehlende Cologne zu bestellen. Erika wird zu ihm geschickt. Ihr resolutes Wesen, ihre natürliche Liebenswürdigkeit bezaubern Kurt. Dank ihrem gesunden Menschenverstand erfaßt sie sofort die Situation, durch einen Zufall sieht sie Anita bei Kurt – – ihr als große Kundin der Parfümerie bereits bekannt. Es wird ihr sofort klar, warum Wallin zu einer Tibetexpedition Geld gibt. Sie macht Kurt auf die Situation aufmerksam. Kurt ist empört, er hält es für das beste, die Expedition aufzugeben. Wegen ihres langen Verbleibens bei dem Baron wird Erika gekündigt. Sie nimmt bei Kurt eine Stelle als Haushälterin an, und da sie bald erkennt, daß seine finanziellen Verhältnisse trostlos sind, unternimmt sie den Versuch, ihm zu helfen. Sie kommt bald darauf, daß an dem ganzen Niedergang Kurts sein Verwalter schuld ist. Auf diese Weise rettet sie nicht nur den Baron vor dem Zusammenbruch, sondern schafft ein Platz in seinem Herzen. Ein Ball soll in einem Tanzlokal gefeiert werden, auch Erika soll trotz ihres Sträubens mit dabei sein. – Am Abend sind alle in glänzender Stimmung. Erika sieht in ihrem Kleid bezaubernd aus, alle sind von ihr entzückt. Da sieht Erika in dem Lokal zufällig, während sie mit Otto tanzt, Kurts Verwalter mit eleganten Lebedamen in einer Loge beim Sekt. Sie will der Sache auf den Grund gehen, Otto wird ihr helfen. Sie entdeckt, daß Kurts finanzielle Lage nur Machinationen des Verwalters sind; sie zwingt ihn sogar zu einem schriftlichen Geständnis. Strahlend läuft sie in die Loge Kurts zurück, um ihm alles zu erzählen. Doch Kurt wurde inzwischen von dem General und dem Baron Lieben, seinem Freund, zur jungen Baroneß befohlen, um ihr ein bissel die Zeit zu vertreiben. In Wirklichkeit beabsichtigen beide, Kurt mit Kitty von Lieben, der feschen, jungen Baroneß, zu verheiraten. – Kitty entdeckt Kurt den Kriegspion der beiden alten Herren, denn die beiden jungen Leute denken gar nicht daran. Kitty ist in Will verliebt, der inzwischen durch strapaziöses Training ganz schlank geworden ist, und Kurt . . . ja wen liebt Kurt? – Erika sieht aus der gegenüberliegenden Loge, wie Kitty Kurt um den Hals fällt. – Erika flieht aus dem glänzenden Ballsaal zurück zu ihrem Vater, tief verletzt. Sie geht zurück in die Parfümerie Krönleins, wo sie schon allzulange vermißt wurde. Krönlein hat ihren wahren Wert erkannt, am liebsten möchte er sie fürs ganze Leben an sich fesseln. – Wenn auch Erikas Herz blutet, sie verzieht ihre Pflicht und bedient die Kundschaft mit aller Liebenswürdigkeit. Kurt eilt umher, um Erika zu finden, er kommt endlich zu ihr in die Drogerie, aber Erika ist nur geschäftlich zu sprechen. Kurt will ihr alles erklären . . . Er will ja nur, daß Erika seine Erklärungen hört und sich überzeugen läßt, daß er sie – nur sie liebt. Als sie hört, daß Kitty Kurt nur um den Hals gefallen ist, weil Kurt sie nicht heiraten will, ist ihr Widerstand bezwungen.

Kritik (-g., Film Kurier #249, 10/23/1931):
Tonfilmdebut vor Lya Mara, die wohl als letzte der großen Stummfilmstars den Uebergang zum Tonfilm vollzogen hat. Bei den ersten Szenen ist man einigermaßen verwundert; die dunkle Stimme der Mara mit ihrem slawischen Akzent klingt so ganz anders, als andere Frauen im Tonfilm zu sprechen pflegen. Aber es geht einem fast so wie mit der Garbo, mit der Zeit gewöhnt man sich an die eigenartige Klangfarbe. Diese Sprache hat ihren Charme in den leichten Dialogen. Sie ist für dramatische Szenen weniger geeignet, das hat auch der Regisseur Friedrich Zelnik vorausgesehen, denn er hat die Rolle seines Stars ganz auf leicht ironische Heiterkeit gestellt.
Ihre Drolerie entwickelt sich am besten in den leicht hingewischten Szenen, beim Entwickeln ihrer Hausfrauen-Talente, beim Besiegen des großen Sandrock-Drachen. In den „großen“ Szenen und besonders bei der mimischen Begleitung der Gesangseinlagen verliert sie und ihr Regisseur leider gelegentlich das Gefühl für die Wirkung der Geste.
Sie ist aber eine Frau von Format geblieben, der man auch im Tonfilm die Star-Berechtigung zuerkennt.

Das Manuskript stammt von Fritz Grünbaum. Aufgemerkt, ein neuer Mann, ein charmanter Kabarett-Conférencier, ein witziger Pointenbeherrscher. (So denkt man vorher!). Nachher konstatiert man wieder einmal, daß ein neuer Name notwendigerweise noch nicht eo ipso eine bessere Leistung bedeutet. Das Manuskript hätte genau so gut von einem unserer routinierten Dutzendschreiber verfaßt sein können, nur daß die Routine zuweilen fehlt. Die Grundhandlung ist dünn, sie wird durch viele nette Einfälle wattiert, sie ist durch Einsatz von prominenten komischen Darstellern lebensfähig.
Mit der Logik wird es nicht so genau genommen, es ist ja halt nur ein Lustspiel. Und da sogar der stereotype „Witz“ „Sie merken aber auch alles“ in den Dialogen vorkommt, so ist Herrn Grünbaum abschließend zu sagen: Schade, wir sind diesmal etwas enttäuscht.
Friedrich Zelnik erweist sich auch hier als ein qualifizierter Regisseur des stummen Lustspiels. Wenn er den Betrieb bei dem Schönheitsspezialisten Krönlein skizziert oder Paul Westermeier seinen Generals-Erinnerungen nachgehen läßt oder seinen Star durch ein paar Dutzend entzückender kleiner Situationen führt oder einen netten Schlußtrick austiftelt, dann ist er in seinem Element. Er müßte neben sich einen Menschen haben, der mehr Gefühl für das Wort mitbringt.

Neben dem Star sieht man Walter Janssen, der wie immer eine ausgezeichnete Figur macht. Ernst Verebes schafft’s mit flinker Bewegtheit. Ralph Arthur Roberts hat durch seine drastische Mimik wieder die Lacher auf seiner Seite. Berthe Ostyn nimmt die wenigen Chancen ihrer Rolle geschickt wahr. Freude auch über den leider so selten gewordenen Hermann Picha. Wann schreibt ihm einer einmal eine richtige, ausgewachsene Rolle?
Paul Westermeier schwadroniert als General a. D., Adele Sandrock ist ein Hausdrachen, wie er im Possenbuch steht, Max Gülstorff übertrügt die Parfümiertheit seines Metiers geschickt auf seine Rede. Sonst sieht man noch Fritz Ley, Charles Willy Kayser, Gretl Theimer und Victor Franz.
Um die einschmeichelnde Musik waren Schmidt-Gentner, Grete Walter und Michael Eisemann bemüht. Kapelle: Dajos Bela.
Fridel Behn-Grund photographierte. Neppach und Scharf gaben in ihren Bauten manchen witzigen Einfall. Hans Grimm sorgte für den Ton.

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