At Your Orders, Sergeant

Originaltitel: Zu Befehl, Herr Unteroffizier! (Der Pechvogel.) Militärposse 1932; 73 min.; Regie: Erich Schönfelder; Darsteller: Ralph Arthur Roberts, Ida Wüst, Margot Walter, Paul Westermeier, Hermann Speelmans, Lotte Werkmeister, Harry Halm, Albert Paulig, Henry Bender, Emmy Sturm; Engels & Schmidt-Tobis-Klangfilm.

Ein Schokoladenfabrikant, angeblicher Hauptmann d. R. und Familientyrann, wird als Musketier zur Waffenübung einberufen, hat seinen vormaligen Schreiber als Unteroffizier, den Konkurrenten als Leutnant, einen in der Bahn angepöbelten Mitreisenden zum Major, Vollends unhaltbar wird seine Situation, als er in dem Stabsarzt einen Bekannten seiner Frau erkennt, die zu guterletzt noch persönlich auftaucht. Schließlich stellt sich die Einberufung des Schwergeprüften als Irrtum heraus.

Zusammenfassung
Anton Baumann, Fabrikant der bekannten „Baumann-Schokolade“, ist ein unangenehmer Herr, ein richtiger „Meckerfritze“. Zu Hause und im Büro zittern sie alle vor seiner fast immer schlechten Laune, und wenn Anton Baumann morgens die Augen aufschlägt, geht die Schnauzerei los.
Helene, Antons Frau, die immer bemüht ist, ihren guten Anton in Schutz zu nehmen, entschuldigt zwar den frischfröhlichen Ton mit Antons militärischem Rang – er ist, ach seinen Angaben, Hauptmann der Reserve –, kann es aber doch nicht verhindern, daß sich Antons Nichte Hilde, die in seinem Haus lebt, und auch das lammgeduldige Dienstmädchen Marie Anton gegenüber in schärfster Opposition befinden.
Im Büro der Firma Baumann hat das Personal nichts zu lachen. Zur Zeit ist ein Prozeß gegen die Konkurentsfirma Theodor Becker & Co. in der Schwebe, und so ist es nicht weiter verwunderlich, daß Anton Baumann wie ein wildgewordener Tyrann herumtobt und seine armen Angestellten gänzlich kopfscheu macht. Besonders über den unglückseligen Schreiber Oskar Schnabel gießt er die stets vollgefüllte Schale seines Zorns aus. Schnabel ist der Sündenbock, Schnabel muß für alles büßen, und als es sich schließlich herausstellt, daß Anton Baumann seinen Prozeß mit Pauken und Trompeten verloren hat, erlebt Schnabel einen Anpfiff, wie er ihn noch nie in seinem wenig rosigen Dasein zu hören bekommen hat.
Während Anton Baumann im Büro seine Wut entlädt, hat Hilde die Bekanntschaft eines netten jungen Mannes gemacht, dem sie beim Blumengießen einen Geranientopf fast auf den Kopf geworfen hat. Anton, der mißmutig aus dem Geschäft heimkehrt, konstatiert die Anwesenheit dieses fremden Herrn mit kaum verhülltem Unmut – und als er nun im Verlaufe eines konventionellen Gesprächs feststellt, daß besagter junger Mann kein anderer ist, als der stille Teilhaber der Konkurrenzfirma Becker & Co. platzt die Bombe. Anton wirft den jungen Mann – er heißt Heinz Hiller – kurzerhand zur Tür hinaus und stürmt ins Büro.
Der arme Schnabel!
Er muß wieder einmal büßen, ja, Anton geht sogar soweit, daß er die bedauernswerte Schreiberseele auf der Stelle entläßt.
Noch zitternd vor Wut entdeckt Baumann plötzlich eine Militärdienstsache auf seinem Schreibtisch. Er öffnet sie und erstarrt.
Da steht klar und deutlich, daß Anton Baumann zu einer Landwehrübung einberufen wird!
Anton Baumann schwankt der Boden unter den Füßen. Das hat ihm gerade noch gefahlt! Jetzt muß ja herauskommen, daß er seiner Frau vorgeschwindelt hat, er sei Hauptmann der Reserve. Klein und sehr bescheiden kommt er zu Hause an. Helene ist begeistert, als sie Antons Einberufung vernimmt. Nun kann sie ihn endlich einmal in Hauptmannsuniform sehen. Und so bleibt Anton nichts weiter übrig als sich eine Hauptmannsuniform zu leihen und Helene eine freche Komödie vorzuspielen.
Der Tag der Abreise in die Garnison ist da. Kaum hat Anton Baumann sein Haus verlassen, als er an einem stillen Örtchen die Tatsache Hauptmannsuniform mit dem Zivilanzug vertauscht. Im Zug gibt es zunächst einmal Krach mit einem Herrn, der sich über Antons Rücksichtslosigkeit heftig ärgert. Nach ein paar Stunden Fahrt ist der künftige Musketier schließlich am Bestimmungsort angelangt.
Wie anders sieht plötzlich die Welt aus. Während sich sonst aus der häßlichen Puppe der schillernde Schmetterling schält, ist hier gerade das Gegenteil der Fall. Aus dem smarten Fabrikbesitzer wird ein kleiner Soldat im Drillichanzug. Vorbei die Großmäuligkeit, vorbei der schneidige Ton, Anton Baumann hat plötzlich zu gehorchen.
Und wem zu gehorchen!!!
Jetzt hageln nämlich die Überraschungen in Massen auf seinen Schädel herab. Wen sieht er als Unteroffizier Oskar Schnabel, der ihn diabolisch schmunzelnd begrüßt. Heinz Hiller erscheint als Leutnant der Reserve, und der soignierte Herr, mit dem Baumann in der Eisenbahn Krach hatte, ist sogar der Major Keller, Antons höchster Vorgesetzter.
Die ganze Welt scheint sich gegen Anton Baumann verschworen zu haben. Feinde überall! Anton wird sehr still und erkennt erst jetzt, daß es im Leben immer anders kommt, als man denkt.
Musketier Baumann purzelt von einem Mißgeschick ins andere, bis schließlich die Ankunft seiner Frau die ihren „Hauptmann“ so gern überraschen will, den tollen Ereignissen die Krone aufsetzt.
Als aber die Not am höchsten ist und der arme Anton am liebsten ins nächste Mauseloch kriechen möchte, ist auch die Hilfe am nächsten. Sie ist indessen so überraschend, daß sie hier nicht verraten werden soll. Nur soviel ist zu sagen, daß ein sehr gebändigter Anton Baumann, ein guter Gatte, braver Onkel und anständiger Chef nach Hause zurückkehrt.

Kritik (-e-, Film Kurier #007, 01/08/1932):
Die vorsichtigen Produzenten Engels und Schmidt, denen viele Kinos gute Kassen verdanken, sagten sich, man muß auch für einen „zivilen“ Titel bei einem Militärfilm sorgen und benamsten ihren Schwank „Der Pechvogel“ – und sehr mit Recht, nicht einmal die Hälfte des Films spielt in der Kaserne. Erich Philippi hat eine richtig gehende Posse aufgesetzt.
Ralph Arthur Roberts in der Hauptrolle. Schönfelder als Regisseur.
Ralph Arthur Roberts als komischer Solist eines Films – das schien nicht unbedenklich. Im Gegensatz zu seinen Sprechbühnen-Erfolgen hat der Film viel seltener das Glück, ihn in einer tragenden Rolle herauszustellen, in der er nuancieren und auf den tollsten Klamauk verzichten kann.
Auch hier widmet er sich nur der allergröbsten Volkskomiker-Tricks. Immerhin beginnt er im eleganten Cut . . . ach, und wir wissen noch, welch ein unerreichter Bonvivant Robert zur Orska-Zeit sein konnte, als er mit Riemann Verneuils „Karussell“ spielte . . . warum läßt er sich von dieser Linie immer wieder in die Knatsch- und Tratsch-Komik treiben, an der ihm die unfeinsten Uebertreibungen gerade die größte Freude zu bereiten scheinen?
Seine Aufgabe: Als Haustyrann mit schneidig-militärischem Ton Familie und Büro in Reih’ und Glied zu halten, als ehemaliger Hauptmann der Reserve jeden Widerspruch niederzukommandieren – – doch er hat Pech dabei.
Auf wunderbare Weise erhält er eine Einberufungsorder, muß aus der Maskengarderobe eine Uniform besorgen, um seiner Frau als Stolz der Kompagnie zu erscheinen. Endet kläglich in Muschkoten-Uniform und, o dramaturgische Steigerung des Pechs: Der junge Mann, den er von der liebenden Nichte verstieß, ist sein Leutnant, sein Major – der Herr, den er im Zug anekelte, – sein Unteroffizier der drangsalierte Bürodiener. Er ergibt sich in sein Schicksal, das die skrupellose Autoren-Phantasie ihm ausheckt.
Schönfelders „Pointen“ tun das ihre: Da fehlt die Torte nicht, in die sich der Komiker setzt, damit ein „Herzlich Willkommen“ auf seinem Hinterteil leuchtet, da wird jede Suppe versalzen, jeder Klemmer in jede Bouillon gestippt. Die Speisekammer schüttet ihr Mehl über die Schauspieler, weiche Eier kleben an Händen und Köpfen . . . Ein besonderes Kapitel deutscher Filmkomik: doch das Publikum im Atrium ist selig darüber. Roberts als Spreewälder Amme, dazu sein verzerrtes Verzweiflungsgesicht (einschließlich Zunge). Die Körperakrobatik, mit der er sich überkrampft, vervollständigen das Gesamtbild. Sein ruhiger, lustiger Partner: Hermann Speelmans. Paul Westermeier ganz in seinem Element. Tn ihrem bekannten Typ: Ida Wüst, Margot Walther, Henry Bender, Harry Halm, Albert Paulig.
Echter Berliner Possengeist nur in Lotte Werkmeister. Sie verdient die Lacher.
Die technische Ausführung des Schwanks befriedigt in jeder Weise. Will Meisels Musik unnötig. Kamera: Hameister. Bauten: Hermann und Lippschitz, anspruchslos wie die Regie. Das Publikum fühlte sich von allen Geschmacksrücksichten befreit und öffnet den Mund so weit zum Lachen, wie Robert auf der Leinwand.
Für Volkskinos ist diese Posse eine ganz sichere Sache.

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