Originaltitel: Fräulein – falsch verbunden. Komödie 1932; 83 min.; Regie: Emerich W. Emo; Darsteller: Magda Schneider, Johannes Riemann, Trude Berliner, José Wedorn, Aenne Goerling, Jakob Tiedtke, Alexa von Porembsky; Itala-Tobis-Klangfilm.
Eine Telephonistin vereinbart, jedenfalls am Vorabend der Vollautomatisierung, ein Rendezvous mit einem Abonennten. Gerät dabei durch einen Irrtum an den Vorstand, mit dem sie sich nach einem Rencontre mit ihrer richtigen Telephonbekanntschaft findet.
Zusammenfassung
Rainer, der junge Chef des Telephonamtes, ist ein schüchterner Mensch, und da er heiraten will, versucht er auf dem Wege durch ein Inserat eine passende Lebenspartnerin zu finden. Mit einer Dame, die ihm brieflich ganz gut gefällt, verabredet er ein Rendezvous, wobei als Erkennungszeichen ein Taschentuch gilt.
Am gleichen Tage macht Kammersänger West durch Zufall auf telephonischem Wege die Bekanntschaft der Telephonistin Inge. Er ladet sie ein, den Abend mit ihm zu verbringen. Als Erkennungszeichen wird ein Taschentuch abgemacht.
Da auch der Ort beider Rendezvous der gleiche ist. kommt es zu einer Verwechslung der Mädchen. Rainer hält Inge und Kammersänger Weht das Fräulein Lotte Schröder, ein Mannequin, für seine Dame. Rainer verbringt den Abend sehr angenehm, weniger West, der über die Unverschämtheit, seiner kleinen Telephonistin empört ist. Als Inge am nächsten Tage West anruft und ihn fragt, wann sie wieder zusammenkommen werden, bekommt sie eine Abweisung zu hören. Inzwischen erhält Rainer von Lotte einen Brief, in dem sie ihm mitteilt, daß sie nach dem gestrigen Abend von ihm nichts mehr wissen wolle. Inge und Rainer, die aneinander großen Gefallen gefunden haben, sind tief unglücklich Jeder hält den anderen für einen untreuen, herzlosen Menschen. Bis das Mißverständnis geklärt wird und die Verbindung sieh doch als richtig erweist.
Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #020, 01/23/1932):
Sind Sie eigentlich schon einmal auf die Idee gekommen, mit der Stimme, die da am Telephon „Lützow“ oder „Flora“ sagt und streng nach den Aussprache-Regeln die Nummer wiederholt, ein Rendezvous zu verabreden? Geht so etwas überhaupt? Oder ist man nicht lange getrennt, bevor man über die ersten Schmusversuche hinweggekommen ist? Wenn in den nächsten Wochen und Monaten praktische Versuche aufs Exempel gemacht werden, dann weiß man bei der Post, wer daran schuld ist. Der Film!
Herrn Kammersänger West gelingt nämlich obengenannte Verabredung. Zum Glück für Herrn Postdirektor Raimer, der dadurch nicht die verschwendungssüchtige kesse Probierdame trifft, die sich mit ihm auf Grund eines Heiratsinserates verabredet hat, sondern die sanfte, bescheidene Inge vom Telephonamt. Wogegen der seitenspringende Herr Kammersänger einen bösen Reinfall mit seinem Rendezvous-Partner erlebt. Wie man sich denken kann, führt dieses Bäumchenverwechseln zu einigen Mißverständnissen, die von einem wundermilden Kantinenwirt aufs beste bereinigt werden.
Ernst Wolf hat das Manuskript geschrieben nach einer Novelle von Herbert Rosenfeld. Keine aufregend originelle Geschichte, aber eine brauchbare, leichtflüssige, liebenswürdige Handlung, die geschickt untermauert ist und durch viele nette Einfälle auf Touren gebracht wird. In E. W. Emo fand sich ein Regisseur mit Lustspielbegabung, der sich auf volkstümlichen Ton versteht, der zum Lachen bringt auch ohne Klamauk-Effekte, der das Publikum für das Schicksal der Hauptpersonen interessiert und durch den gleichzeitigen Appell an Lachmuskeln und Seele einen schönen Erfolg landet.
Der Film ist wieder einmal der Beweis dafür, daß man auch sogenante „Durchschnittsfilme“ zu amüsanten Leinwandereignissen mit durchaus individueller Note entwickeln kann, wenn man mit Liebe und Begeisterungsfähigkeit fürs Metier an die Arbeit geht. Die Produktionsleiter Biancini und Scherk können mit dem Geleisteten sehr zufrieden sein.
Die Hauptrolle hat man mit einer neuen Darstellerin besetzt, mit Magda Schneider, die bereits bei May in Paris gearbeitet hat, deren zweiter Film aber früher herauskommt. Sie ist eine durchaus erfreuliche Neuentdeckung, ein hübsches, zierliches Persönchen, jung und unmaniriert, mit einem Profil, ähnlich der Harvey. Sie kann gut sprechen und ein bißchen singen und ist gerad’ so lebenshungrig und auf sich selbst gestellt wie alle diese kleinen Stenotypistinnen, Verkäuferinnen oder Mädchen von der Post.
Johannes Riemann ist ihr Partner. Wieder befriedigt bei ihm, daß er nicht nur den Liebhaber spielt, sondern bemüht ist, der Rolle gemäß einen Postdirektor darzustellen, der sich in ein junges hübsches Mädel mit sehr ernsten Absichten verliebt. Riemann macht das sehr nett, mit väterlich besorgten Gesten, für die Mädchen im Parkett wohl das Ideal eins Zukünftigen.
Das Luder aus der Konfektion mimt die Berliner mit eminenter Schnauze. Psychologisch ist ihr Auftreten nicht ganz verständlich, wenn jemand so gerissen ist wie sie, schreckt man einen Reflektanten auf Ehefreuden nicht in den ersten zehn Minuten ab, aber die Berliner macht das Schäfchen-Scheren sehr lustig, und das Publikum dankte durch frohes Lachen.
José Wédorn gibt als Kammersänger einen Schlager von Otto Stransky zum besten, der eine ins Ohr gehende Musik zu dem Film schrieb.
Prächtig Jacob Tiedtke als besorgter Hirt der jungen Lämmchen von der Quasselstrippe, der mit gutgebrauten Schokoladen und delikaten Rollmöpsen über so manchen Kummer hinwegtröstet.
Bleiben die nette Alexa von Poremsky, Flokina von Platen und Aenne Goerling.
Neppach und Scharf haben reizvoll gebaut, der Talmi-Luxus eines modernen Tanzlokals ist ihnen glänzend gelungen. Willy Goldberger photographierte, Paganini schuf den Ton.
Es gab zwischendurch des öfteren spontanen Beifall und zum Schluß Ovationen für die Hauptdarsteller.