Things Are Getting Better Already

Originaltitel: Es wird schon wieder besser. Lustspiel 1932; 68 min.; Regie: Kurt Gerron; Darsteller: Heinz Rühmann, Dolly Haas, Ernő Verebes, Jessie Vihrog, Paul Otto, Fritz Grünbaum, Oskar Sima; Ufa-Klangfilm.

Ein arbeitsloser Ingenieur, vom Offenbarungseid bedroht, wird von einer jungen Dame überfahren. Ohne Folgen, außer der späteren Verlobung mit dieser, Tochter des Direktors einer Automobilfabrik.

Zusammenfassung
Pleite heißt das Wort,
Das heute jeder stöhnt.
Doch wir haben uns daran gewöhnt.
Nur ein bißchen Mut,
Dann wird alles gut.
Irgend etwas muß auf dieser Weit gescheh’n!
Und sind die Sorgen noch so groß.
Dann denkt man sich: Na schön,
Es wird schon wieder besser.
Es wird schon wieder besser,
Schließlich einmal muß es uns doch besser geh’n
Fred Holmer, der arbeitslose Diplomingenieur, und Willi Bertram, auch abgebaut, sind Studienfreunde und tragen des Lebens Unvernunft gemeinsam, während Bertrams junge Frau auf Geschäftsreisen für Schönheitsmittel den dringend nötigen Lebekies verdienen muß.
Aber Fred und Willi sind jung und lassen sich die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht rauben, wenn auch Fred schwer im Druck ist, weil er wegen einer Bürgschaftsschuld von Mark 500.– den Offenbarungseid leisten soll. Kühne & Co. sind unerbittlich, und ihr Vertreter, der bekannteste Anwalt Berlins, Justizrat Feldacker, hat bereits gegen Fred Holmer Haft zur Erzwingung des Offenbarungseides beantragt.
Da! Ein Silberstreifen am Horizont in Gestalt eines Briefs, der Fred für morgen zur Vorstellung bei den Ringler-Automobilwerken bestellt, wo er sich um den Konstrukteurposten beworben hat!
Geheimrat Ringler, der große Autoindustrielle, hat aberzur Zeit andere Sorgen. Edith, sein temperamentvolles Töchterlein, hat wieder einmal Unfug gemacht mit ihrem Selbstfahrer und steht nun vor Gericht wegen vorsätzlicher Übertretung der Verkehrsvorschriften für Kraftfahrzeuge im Wiederholungsfälle, Beamtenbeleidigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Zwar hat Papa den teuersten und besten Anwalt Berlins, den Justizrat Feldacker, als Verteidiger Ediths genommen, aber selbst der kann nicht verhindern, daß die Angeklagte drei Wochen Gefängnis mit Bewährungsfrist – bekommt. – Wütend packt Edith den Justizrat in den schnittigen Selbstfahrer und saust mit gefährlicher Tourenzahl ab. Beschwörend sitzt der Justizrat neben der erregten Fahrerin, aber der Tachometer steigt und steigt. In rasender Fahrt fliegen die Häuser vorüber. Auf einmal steht ein Mensch mitten auf der Straße. Edith betätigt blitzschnell beide Bremsen, aber schon ist es zu spät – ein Mann liegt unter dem Wagen. „Schnell zu euch in die Wohnung!” sagt Feldacker und hilft beim Aufladen des Verletzten. Daß ein Schupo vom Fenster aus den Vorgang beobachtet und die Nummer des Autos notiert hat, weiß Feldacker nicht. – Der Verletzte – Edith hat sofort bemerkt, daß er jung und hübsch ist – wird in die elegante Villa des Geheimrats Ringler gebracht. Es ist niemand anders als Fred Holmer, der vergeblich bei den Ringlerwerken vorgesprochen hatte und nun auf dem Rückweg nach Hause war, wo Willi Bertram sicher schon sehnsüchtig auf ihn wartete, um Bericht zu erstatten, wie die Sache mit Freds Offenbarungseid vor Gericht abgelaufen sei. Fred hatte nämlich, um zu Ringler gehen zu können, seinen Freund Willi gebeten, doch an seiner Stelle zum Gericht zu gehen, als heute morgen die Vorladung kam. Das Gericht hatte Willi, der als Ausweis Freds Paß vorzeigte, aber den Offenbarungseid natürlich nicht leisten konnte, gleich in Haft behalten.
Sanitätsrat Hartmann, Ringlers Hausarzt, untersucht Fred und stellt fest, daß der Patient ganz gesund ist. Um Edith zu entlasten, soll nun Fred eine Erklärung niederschreiben, daß die Fahrerin keine Schuld trifft. Er ist auch bereit und lehnt großmütig eine Belohnung in Geld ab. Als jedoch der Name Feldacker fällt, erinnert sich Fred seines Offenbarungseides und der kleinen Schiebung mit Willi Bertram und – auf einmal hat er seinen Namen vergessen, als Folge des Unfalls, die Wissenschaft nennt das : Retrograde Amnesie, erklärt der Sanitätsrat. Nun ist guter Rat teuer! Der Patient ist gesund, munter und vergnügt, aber weiß um alles in der Welt nicht, wie er heißt. Der Doktor versucht es mit Hypnose! Umsonst!
Edith, der Fred immer besser gefällt, ist argwöhnisch. Sie belauscht Fred, als er mit Wagner 1777 telefonieren will und keinen Anschluß bekommt. Das Telefon klingelt in der leeren Wohnung von Fred und Willi, und vor der Tür steht verzweifelt Willis Frau. „Wo ist Willi? Wo ist Fred?“ Da muß die Polizei helfen! Die Ereignisse überstürzen sich! Die Polizei hat die Meldung über Ediths neuerliches Autodelikt erhalten und die Akten der Staatsanwaltschaft übergeben. Feldacker glaubt, der vermißte Ingenieur Willi Bertram sei der Patient bei Ringler, und Edith wiederum ist enttäuscht, weil ihr Patient verheiratet sein soll.
Als Bertram entlassen wird – die 500 Mark sind mehrfach eingezahlt worden –, klärt sich der Irrtum auf, und Fred kann wieder Fred sein.
Jedoch der gestrenge Staatsanwalt erhebt Anklage gegen die rückfällige Edith. Fred möchte ihr gern helfen, aber er kann ja unter Eid nichts Falsches sagen. Jetzt zeigt Edith, daß sie ein „Köpfchen“ ist. Fred braucht nicht auszusagen, wenn er mit der Angeklagten verheiratet ist. Im Galopp wird alles von Edith inszeniert. Sie fällt im Gerichtssaal in Ohnmacht, und dann wird jedes Hindernis – zuletzt das Standesamt – spielend genommen. Vater Ringler, der Fred als Konstruktionskanone erkannt hat, ist auch einverstanden, und so kann zum Schluß jeder mit Recht sagen:
„Es wird schon wieder besser!“

Kritik (-e-, Film Kurier #033, 02/08/1932):
Nur Zeiten beherrschte Fritz Kortner einmal die Berliner Kinoecke – sein Bild an den beiden Fronten Capitol und Gloria-Palast. Jetzt lächelt zweimal Rühmann rund um die Gedächtniskirche – und er hält die Erfolge durch.
Er ist der Held der Ermunterungs-Filme, drüben, im Capitol, wo man kein Geld braucht und jetzt, seit Sonnabend im Gloria-Palast, wo es schon wieder besser wird.
Die Krise macht ihn modern, sie legitimiert ihn, der im Anfang nur ein lustiger Nebenspieler war, der schüchterne Liebhaber alter Rollen-Zeiten von der Sprechbühne, jetzt nun Hauptakteur. Rühmann hat bis zu diesem neuesten Film hin seinen Typ gewandelt. vom Schüchternen wurde er der Beherzte, couragiert, ohne viel Aufheben zu machen, resolut in unberlinischer Keßheit. Ihm ist der Schnabel so gewachsen, wir mans im ganzen Reich gern hört.
Gerade seine letzte Leistung unter der Regie von Kurt Gerron legt seine Art ganz frei. Er ist ein Draufgänger, ohne daß er schnaufen und dampfen muß, ein junger Mann der Zeit, ohne wattierte Schultern, ohne Pathos. – Er steht fest auf dem Fleck, er beißt sich durch – in seiner Sprechart liegt die unbeirrte Sicherheit des Optimisten. Er hats schon in der Sprache – mehr noch als Max Hansen, der gegenwärtig auch dazu ausersehen, den Kunst-Optimismus „Morgen gehts uns gut“ seinem dankbaren Volke zu verabreichen.
Rühmanns Film-Helden kann nix geschehen. Die durch nichts begründete Botschaft, daß es schon wieder besser werde, hörte man aus seinem Munde als freundliche Selbstverständlichkeit – und das Publikum klatscht seinem Marschliede begeistert zu.
Ein paarmal hat er in diesem Film der vier Autoren (Philipp Lothar Mayring, Dr. Friedrich Zeckendorff, Eugen Szatmari, Peter Hell – und noch ein paar Ungenannte dazu) die stärksten persönlichen Wirkungen – wie er bei seinem munteren, unbedenklichen Abenteuer – er ist einem reichen Fräulein vors Auto gefallen – sein Gedächtnis verliert, vergißt, daß er der arbeitslose Diplomingenieur ist, für den der Freund zur Leistung des Offenbarungseider in Haft sitzt – da kommt sein Einfall so überraschend und natürlich, daß das Publikum auch dieses Film-Märchen für schöne Gegenwart und Wahrheit nimmt.
Noch einmal gehen die Gelächter-Wogen besonders hoch eine Hypnoseszene, in der Rühmann den braven Sanitätern düpiert, der ihm das Gedächtnis wieder bringen soll.

Die Produktionsleitung Bruno (Duday) und Jerron (Regie) haben das beste Ensemble zusammengestellt, das man in Berlin vereinen kann, um eine so elegante, leichtbeschwingte, anspruchslose, mit Komödienverwirrungen ausstaffierte Affäre bis zur letzten Abblendung lebendig zu erhalten. – vom Gerichtsdiener, der Fledermaus bis zu den immer wirkungsvollen Karambolagen zwischen Staatsanwalt und Verteidiger vor Gericht ist nichts ausgelassen, was unsere prachtvollen Schauspieler nicht zu Situationstrümpfen auswerten würden.
Einiges Unwahrscheinliche der Handlung (die Paßverwechslungen!) wird durch das Tempo und die gute Laune der Darstellung wett gemacht, nicht zuletzt auch durch die vollendete szenische Akkuratesse, mit der Julius von Borsody baute. Fritz Arno Wagner und Robert Baberske, die plastische Photographie fertigten, Hermann Fritzsching den fehlerfreien Ton beisteuerte. Selbstverständlicher Ufa-Standard.
Dolly Haas – das reiche Mädel – führt eine Musterparade der entzückendsten Kostüme vor. Dolly als Dame, mit allen Modereizen des Kostümiers bedacht – Leopardenjäckchen, Hermelinschmuck. – die Damen im Parkett erblassen vor Neid. Dazu ihr quicker Ton, ihre ungezierte Beweglichkeit. Amüsant vom ersten bis zum letzten Wort.
Drei reizende Väter um das ungezogene Patenkind: Paul Otto, liebenswürdig, vornehm, der Großindustrielle, wie er sein sollte – Oskar Sima als Sanitätsrat des Hauses, wie so ein ärztliches Unikum im Haus zu wirken pflegt, sehr liebevoll, sehr umständlich und zärtlich allzu zärtlich für das männermordende Fräulein.
Der Stolz der Familienfreunde selbstverständlich: Fritz Grünbaum. Er weiß alles, er schlichtet alles, er hat den richtigen Witz für alle Nöte.
Schauspieler und Mensch gehen bei ihm so ineinander, daß man ihn jeden Tag als Juristen bei sich haben möchte, nicht wegen der Offenbarungseide, sondern weil er Menschliches ausplaudert, auch wenn er nicht recht an das glaubt, was er zu sagen hat und seine Position als großer Anwalt etwas in Gefahr gerät, weil er der Autokönigs Töchterlein durch dick und dünn verteidigt oder ihre Rekord-Verheiratung auf dem Standesamt befürwortet. Grünbaum bringt die lustig-angeregte Stimmung ins Haus, die den Publikums-Erfolg abrundet – .
 – und dann noch ein halbes Adreßbuch voll Figuren und Darstellern, jeder Auftritt erstaunlich sicher von Gerron herausgebracht.
 – (den Blick für die Totalität des Films hat er nicht so sicher) – man beachte, wie er Figuren aus dem wirklichen Leben an die Schreibtische setzt, viele Typen mit vielsagenden Gesichtern. Dazu die beste Schauspieler-Garnitur: Verebes, Jessie Vihrog, Ferdinand v. Alten, Gerhard Bienert, Henckels, Hadank, Paul Westermeier.
Das Publikum bat Besuch-Anreiz. Heiterkeitsanlässe übergenug. W. Jurmann und B. Kaper lehren das Schlagersingen auf schnellstem Wege – denn schon auf den Vorhallen und Treppen des Uraufführungstheaters sang und summte das Publikum . . . „Es wird schon wieder besser.“ In allen Kinos des Reiches wird es genau so sein. Der Zweck, mit sauberen Mitteln aus griesgrämigen Parkettbesuchern heitere Menschen zu zaubern, ist erreicht.

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