A Tremendously Rich Man

Originaltitel: Ein steinreicher Mann. Groteske 1932; 87 min.; Regie: Steve Sekely; Darsteller: Curt Bois, Dolly Haas, Paul Hörbiger, Hermann Picha, Liselotte Schaak, Adele Sandrock, Margarete Kupfer, Paul Biensfeldt, Eduard Rothauser; Universal-Tobis-Klangfilm.

Ein Juweliergehilfe glaubt einen Diamanten verschluckt zu haben. Dessen adelige Besitzerin füttert nun, den Unterernährten aus, um den Stein durch eine Operation wiederzuerhalten. Ein Gaunerkonsortium beabsichtigt ähnliches. Ehe es dazu kommt, findet sich der Diamant.

Zusammenfassung
Kurt Nickel, ein kleiner Angestellter in einem großen Juweliergeschäft, ist ein Mensch, dem im Laufe eines jeden Tages alles schief geht, und der immer in die unglaublichsten Situationen verwickelt wird, ohne daß er etwas dafür kann.
Auch jetzt steht ihm wieder ein grobes Abenteuer bevor . . .
Adele von Hahnenkamp hat ihre Tochter mit einem adligen Herrn verlobt und ihm als Mitgift Mk 100000.– versprochen, dazu noch einen Familienschmuck einen riesengroßen Diamanten, den einst Peter der Große einem Hahnenkamp persönlich überreichte.
Die Zeiten sind aber schlecht, und man kann ja heute statt der herrlichsten echten Diamanten auch synthetische Brillanten tragen. Sie will den Stein verkaufen, um die bare Mitgift zu bekommen, und als Ersatz eine Imitation in den Familienschmuck arbeiten lassen.
Und Kurf Nickel ist der Juwelierarbeiten, der dieses Werk ausfuhren soll.
Adele läßt den kostbaren Schatz nicht einen Moment aus den Augen und setzt sich neben Nickel an den Arbeitstisch. Nickel wird nervös, er kaut an einem Kaugummi, den er bald in den Mund steckt und bald wieder herausnimmt. Adele aber glaubt, er hat den Diamanten in den Mund gesteckt, sie schreit auf – – – Kaugummi und Diamant sind verschwunden, irgend etwas hat Kurt Nickel verschluckt!
Ein bekannter Detektiv, Linkerton, wird geholt. Aber auch er kann den Stein nicht finden, er muß wirklich im Magen des unglücklichen Nickel sein.
Indessen warten im Hause Hahnenkamp die Verlobungsgäste. Aber Adele kommt nicht, sie ist mit Nickel bei dem berühmtesten Chirurgen der Stadt, der an Hand einer Röntgenaufnahme festgestellt hat, daß sich wirklich ein Fremdkörper im Magen des armen unglücklichen Nickel befindet.
„Sofort operieren!” schreit Adele. Aber da greift der Professor ein, eine sofortige Operation ist nicht möglich, denn Nickel ist unterernährt, und ein ärztlicher Eingriff kann frühestens nach sorgfältigster Pflege in etwa 2 Monaten stattfinden. – Adele will natürlich den Stein nicht aus den Augen lassen. Sie nimmt Nickel mit in ihre Villa, und Linkerfon soll ihn bewachen.
Inzwischen warten im Hause Hahnenkamp noch immer die Verlobungsgäste, und als endlich Adele erscheint und die Tatsache des verschluckten wertvollen Diamanten bekanntgibt, erklärt Ulla, die würdige Tochter Adeles, daß unter diesen Umständen die Verlobung natürlich nicht stattfinden kann. Die Feier wird verschoben.
Natürlich bleibt der Fall Nickel nicht geheim. Nickel ist die Sensation des Tages! Plötzlich kommt diesem ewig Gedruckten zum Bewußtsein, daß er jetzt für einige Zeit den Tyrannen spielen kann, und nun zeigt er seiner kleinen Freundin Dolly, wie er in der Villa mit den Bedienten und mit denen von Hahnenkamp umspringt! – Ulla von Hahnenkamp ist über den Zwischenfall sehr erfreut, denn sie liebt einen jungen Rechtsanwalt und wollte von dem ihr von ihrer Mutier aufgezwungenen Verlobten sowieso nichts wissen. Sie ist freundlich zu Kurt und beschwört ihn, die Operation möglichst lange hinauszuschieben. – Kurt Nickel stellt im Hause Hahnenkamp alles auf den Kopf, macht alle Leute wild und verlangt von der unglücklichen Adele die unglaublichsten Sachen, die sie ihm aber wutbebend bewilligen muß, denn der Professor hat gesagt, daß der Patient keinerlei Aufregung erleiden darf. – Er schleppt die ganze Familie Hahnenkamp eines Tages auf einen Ball. Er wird dabei von einer Ganovengruppe, die von dem redseligen Linkerton alles erfahren hat, von den übrigen abgedrängt und wegen seines kostbaren Mageninhaltes „gestohlen“.
Während dieses Balles hat Dolly in dem Umschlag der alten Hose Nickels den Stein gefunden, sie läuft jetzt auch schnell zu dieser Festlichkeit, aber zu ihrem Entsetzen ist Nickel verschwunden. – Sie hilft nun der Polizei die Spur der Verbrecher finden, reitet Nickel im letzten Moment vor einem brutalen Eingriff, übergibt die Ganoven der Polizei und verhilft Ulla zu dem Manne, den sie liebt. Und Adele muß unter Nickels Zwang, der jetzt droht, den Stein wirklich zu verschlucken, nachgeben und ihre Tochter mit dem Rechtsanwalt verloben.

Kritik (-ger, Film Kurier #038, 02/13/1932):
Ist das eine lohnende filmische Idee?
Die auf den ersten Blick so verblüffende, wie ein abendländisches Legendchen anmutende Geschichte vom armen Stein-Verschlucker? Eine Stein-Erzählung von Natan dem weisen Filmautoren, der diesmal Eugen Szatmary heißt, Kompagnon von Ernst Wolff?
Der Brillant, der einem im Magen liegt, sofern man ihn verschluckt haben sollte, ist kein so dankbares Requisit wie René Clairsche Hüte, Francscheine, fliegende Koffer, verfolgbare Westen und Hosen – alles dreht sich, alles bewegt sich um ihn, er selbst hakt imaginär verhärtet, operationsreif in einer Magenecke. (Vielen mag bei diesem Hintergedanken an Rizinuskuren und drohende Magenöffnung nicht alles nach Geschmack gehen). Wenn also der geliebte Gegenstand, der im bürgerlichen Weltfigurenfilm den tänzerischen Trubel entfachen soll, selbst nicht filmbeweglich wird, so muß der Schlucker ins Rollen gebracht werden, eine Curt-Bois-Rolle kommt dabei heraus.
Die Autoren, die für viele Manuskript-Arrangements ihres oft witzigen, mit neuen und alten Wirkungen brillierenden Filmen alles Lob verdienen, maßen eins nicht ab: das Thema füllt einen 1000-Meter-Film, (das Thema Kameradschaftsehe, das ein Vorprogramm-Kurzfilm andeutete, wäre ein Hauptfilm, wenn wir keine Zensur hätten.)
Der Film hat also einen starken, aber schnell erschöpften Grundeinfall.
Solange er vorbereitet wird, bis es zur Verschluckkatastrophe kommt, geht man bei einer geschlossenen Szenenführung und schlagend-gewandten Kurzdialogen mit größtem Vergnügen mit.
Köstliche Einleitung – Kurt Bois natürlich wieder kleiner Angestellter zelebriert sein Lever, Wandsprüche, die Schlimmes prophezeien, leiten seinen Tag ein, linker Fuß aus dem Bett, alte Frau in der Morgenstunde, zerbrochene Kaffeekanne, klassischer Vermieterinnendrache (großartig lebendig Margarete Kupfer). Der so mit Unglück Vorbedachte stolpert zur Arbeit Juwelierladen. Zwischendurch kurbelt die Sandrock die Schmuck- und Verlobungs-Affäre derer von Hahnenkamp, alter auch filmisch abgestaubter Adel.
Große Schlager-Szene, wenn die Sandrock und Bois sich treffen. Unter ihrer Aufsicht entfernt der Juwelier-Handwerker den echten Stein, plötzlich ist er verschwunden, von ihm statt Kaumgummi verschluckt. Die Sandrock wird zur Furie. Soweit sehr hübsch, ja zwerchfellerschütternd.

Da greift der Regisseur Stefan Szekely ein.
Nach seinem ersten Filmerfolg überschätzt, (unter Kurt Bernhard „Die große Sehnsucht) überschätzt er selbst seine Unfehlbarkeit: Er scheint jeden Morgen mit einem neuen Stil-Einfall ins Atelier gekommen zu sein.
Was ihm liegen würde: Das Unwahrscheinliche der Groteskhandlung realistisch glaubhaft zu machen, unterbricht er plötzlich durch einen Rumba-Schlager.
Von Offenbach her entzündet er sich an einem modernen Räuber-Operettchen. Thiele, René Clair – gerad wie die Ateliersonne scheint.
Schlimmer noch als die zügellose Inszenierungslaune (in Wahrheit Regieschwäche), daß sein Szenenfluß nicht überzeugt. Die alte Forderung: Der Regisseur muß durchkomponieren.
Bei A. Martons angreifbarem Schnitt –  Schwarzunterbrechung ist Trumpf – fehlt die letzte, vereinheitlichende, mitnehmende Steigerung, die möglich gewesen wäre. Man lacht von Szene zu Szene, man wird von jedem Einfall der Darsteller, der Autoren, des Musikers, ja auch des Regie-Details erwärmt, doch die große Linie, die der Anfang verspricht, wird von der Inszenierung unterbrochen.
Trotzdem ist der Film über viele andere zu stellen.
Nicht nur, weil man sagen kann, er sei technisch auffallend glatt (Reimar Kuntzes gute Photographie, sinnvolle Bauten von Czernowitz und Böhm), er hat im Stil-Durcheinander noch etwas mehr: sucht mit Filmsinn improvisierte Scherz-Gelegenheiten, wie den frei nach Chaplin gestellten „Irrgarten“, geht auch mal in ein „filmliterarisches“ Milieu – in der Dunkelkammer läßt sich gut Schlager singen.
Dieser Wille, diese Ansätze, dieses Suchen – Produktionsleitung Joe Pasternak erfreulich, ermunternswert.
Auch der Autoren-Debütant, der in dieser Woche seine beiden Erstlinge in Berlin startete – Eugen Szatmari – verdient Stützung und Beachtung. (Ein Autoren-Meister ist noch nicht vom Himmel gefallen.)

Die Schauspieler entschlüpfen der laschen Führung. Allen voran Curt Bois. Es entgeht ihm für den Tonfilm keine Bühnen-Nuance mehr, er haucht und hüstelt aus dem Lautsprecher wie vom intimsten Bühnenraum her.
Seine Dialog-Verve ist bekannt. Er attakkiert mit Kurzgesprächen, mit denen er den Partner einfängt, den lachenden Dritten: den Hörer, der diesen leichten Dialog-Pointen nicht entgehen kann.
Sie kiksen einen in die Rippen. Eine Art vertraulicher Komik, die nicht lärmt.
Bois hält auch in der Clownerie Maß, er ist intellektuell genug, das Publikum für diskrete Wirkungen zu gewinnen. Jetzt verfügt er auch über die spontane Geste von der Leinwand her. Jede Großaufnahme sitzt, jede Bewegung. Wie er in den Irrgarten-Spiegeln als historischer Hahnenkamp Ballett girlt – verrückter Ulk, schönste Schauspielerei. Man hört, daß er auch das Publikum im Reich zu animieren vermag, nicht nur die lieben Berliner.
Neben ihm die Sandrock, die den Brillanten bewacht, der Drache aus dem deutschen Sagenwald.
Dolly Haas – die unerotische Liebespartnerin. Zweite Stimme im Duett. Auffallend: Willy Schur, Paul Hörbiger, Egon Brosig, Biensfeld, Ettel, Rothhauser, Liselotte Schaak und Fritz Ley konventionell, aber sympathisch.
Ein Lobeswort für Theo Mackeben, der die Illustrationsmusik und sein Songtimbre in den Film gab. Ein Rumba von ihm – lustig, parodistischer Rumba-Nachklang. Texte: Max Kolpe. (Sie haften nicht, da sie sich nicht prägnante Situationen heften).

Eine viel belachte Filmidee, zahllose lustige Situationen, amüsante Darsteller – das hat man nicht alle Abende; sei’s den Kinos empfohlen.
Sie bringen damit Humor auf eine andere Art als sonst, wenn sie selbst den Film „zu bringen“ verstehen.

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