Originaltitel: Wenn dem Esel zu wohl ist… (Er und sein Tippfräulein.) Schwank 1932; 91 min.; Regie: Franz Seitz; Darsteller: Weiß-Ferdl, Charlotte Ander, Berthe Ostyn, Paula Menari, Wolfgang Liebeneiner, Ludwig Rupert, Else Reval; Union-Tobis-Klangfilm.
Ein Münchner Viehhändler verdient so viel, daß er Gesangsstunden nimmt, als Trabrennfahrer startet, und sich nicht entschließen kann, seine Sekretärin zu heiraten. Erst nach einem Aufsitzer mit einer Bardame kommt er zur Vernunft.
Zusammenfassung
In diesem Falle ist der „Esel“ ein Münchner Viehhändler, der eben 40 Jahre alt geworden ist und damit ins gefährliche Alter hinüberschliddert Eduard Zirngibel wäre ein ganz passabler Mensch, wenn er nicht durchaus hoch hinaus wollte und durchaus als Gentleman erscheinen möchte. Eine kleine Tenorstimme vervollständigt noch seinen Hang zum Größenwahn. Er lebt in der Einbildung, ein berühmter Opernsänger zu werden: Seine geschäftstüchtige Gesangspädagogin bestärkt ihn im eigenen Interesse in diesem Glauben. Täglich betet sie: O Herr, bewahre ihm diesen Fimmel – Zirngibel ist in seine reizende Buchhalterin Berta Binder verliebt, ohne sich diese Schwäche eingestehen zu wollen. Das temperamentvolle Mädchen hat dieses längst bemerkt, weil sie ihren Chef ebenfalls gut leiden mag, trotz dessen Schwächen. – Zirngibels Schwester führt ihm den Haushalt und sagt ihm prompt und ohne viel Federlesen die Wahrheit über seine dünkelhaften Äußerungen, über die sie sich so oft ärgern muß. Ihre Behauptung, er wäre bis über beide Ohren in Berta verliebt, weist Zirngibel mit Entrüstung zurück. „Einfach lächerlich – ich, in meine Buchhalterin verliebt! – “ Dabei brennt er lichterloh vor Bifeisucht, weil ein Kunde von ihm, der Metzgermeister Buchner, ein Auge auf Berta geworfen hat. Buchner ist noch dazu sein schärfster Konkurrent um die Meisterschaft im Trabrennfahren. Beide haben ihre besten Traber hierzu genannt. Um so größer ist Zirngibels Genugtuung, mit seinem Hengst Eduard Buchners Stute Kunigunde um Kopfeslänge zu schlagen und damit den Titel „Meisterfahrer“ zu erringen. Die anschließende fröhliche Feier des Sieges bringt Zirngibel und Berta in gehobene Stimmung, die ihren Höhepunkt in der Verlobung der beiden findet. Andern Tags erwacht Zirngibel mit brummendem Schädel und will sich absolut nicht mehr erinnern, sich mit seiner Buchhalterin verlobt zu haben. Die Auseinandersetzung mit ihr ist, wenigstens von seiner Seite, voll ungewollten Humors und damit, daß Zirngibel sich berechtigt fühlt, höhere Ansprüche an eine zukünftige Lebensgefährtin stellen zu können. Er ist wieder ganz Prinzipal und weist Berta in ihre Schranken, diktiert ihr ein Heiratsinserat, in dem er eine distinguierte Dame der vornehmen Gesellschaft zwecks späterer Heirat sucht. – Dieses Inserat wird Anlaß zu einem Komplott zwischen Berta und Buchner, um dem „eingebildeten Hanswurst“, wie Zirngibel würdig von Buchner bezeichnet wird, einen Possen zu spielen. Infolge dieser Verabreichung hält Zirngibel nur eine einzige Antwort auf sein Inserat. Eine Gräfin zu einem Rendezvous ins Palast-Hotel, Kennzeichen „rote Nelken“. Die falsche Gräfin ist ein rassiges Barmädel, eine kesse Berlinerin, die Bekannte Buchners, die er bei ihrer Durchreise auf der Rennbahn getroffen und für diese Hochstaplerrolle gewonnen hat. Unübertrefflich mimt Lu die Gräfin beim ersten Zusammensein Zirngibel ist hingerissen. Seine verliebte Stimmung auch nicht Bertas Anruf während des Rendezvous, die ihm nur das eine vielsagende Wort „Esel“ durchs Telephon zuruft Betrüblich für Zirngibel ist nur, daß „die Gräfin“ noch mit dem Abendzug nach Berlin zurückkehren muß, „Kommen Sie nach Berlin, in meine Villa, und wirr uns werden kennen intimer.“ – Das gerade will ja Zirngibel von Herzen gern. Noch kurz vor seiner Abreise kommt es zu einem letzten Krach zwischen Chef und Buchhalterin. „Fristlose Entlassung” Bertas ist die Folge. Und Berta landet im gleichen Hotel in Berlin wie Zirngibel, der sich sogleich kopfüber in die Abenteuer des nächtlichen Berlin stürzt. Der junge Graf Dobronowsky möchte sich ausschütten vor Lachen, als ihm seine Freundin Lu in der „Luna-Bar” ihr Münchner Abenteuer erzählt, und davon, daß sie sich mit dem Namen seiner alten Tante geschmückt hat. Mitten in diese lustige Unterhaltung hinein platzt der Gagenstand des Lacherfolges selbst – Zirngibel – der in der „Luna-Bar“ Berlin bei Nacht erleben will. Zirngibel glaubt seinen Augen nicht zu trauen, als er die „Gräfin“ hinter der Bar wiedersieht. Lu spielt aber ihre jetzige Rolle so überzeugend, daß sich Zirngibel bald darüber klar ist, nur von einer äußerlichen Ähnlichkeit mit der hochadligen Dame getäuscht worden zu sein. – Ehe er am anderen Morgen das Hotel verläßt, führt der Zufall Zirngibel seine entlassene Berta in verführerischem Negligé vor Augen, das seine uneingestandene Neigung für sie zu erregtem Verlangen steigert. Aber Berta dreht jetzt den Spieß um und läßt ihn fürchterlich zappeln und abfahren. – Um acht Uhr abends ist alles zum Empfang des Münchner Viehhändlers in der Villa Dobronowsky vorbereitet. Die ganze waschechte Familie des Dienstmannes Piefke ist unter hochtrabenden Namen als Gästeschar erschienen. Die improvisierte Vertretung der „höchsten Kreise“ funktioniert gerade durch die gewollte Vornehmheit äußerst belustigend, Zirngibel wird in eine sanft berauschte Stimmung hinübergeleitet Zum Schluß, nachdem er auf allgemeines Verlangen noch seinen Tenor hat glänzen lassen, ist Zirngibel derart benebelt, daß es unmöglich geworden ist, ihn fortzubringen. Allein bleibt er in der nächtlichen Villa zurück, statt, wie er gehofft, in der Gräfin Armen, Lu und der Graf beschließen die Nacht dieses gelungenen Scherzes mit dem Besuch des Sechstage-Rennens. – Ohne ihre Ankunft dem Neffen angezeigt zu haben, kehrt am frühen Morgen die wirkliche Gräfin mit ihrem Kammerdiener in die Villa zurück und begibt sich, von der langen Bahnfahrt ermüdet, sofort in ihr Schlafzimmer. – Plötzlich hört der Diener draußen in der grellen, markerschütternden Hilferuf. Gleich darauf stürzt die Gräfin, mit allen Zeichen schrecklichen Geschehens im Gesicht, aus dem Schlafzimmer.
Auf dem Fuß folgt ihr eine Kleine, komische Gewalt, in viel zu langem Nachthemd aus der gräflichen Wäsche, und sucht die angsterfüllte Frau zu beruhigen. Mit Mühe gelingt der Gräfin die Flucht, Zirngibel wird durch Absperren der Türen gefangengesetzt und das Oberfallkommando herbeigerufen. – So endet Zirngibels Heiratsplan vor dem Polizeikommissar.
in seiner Not ruft er Berta aus dem Hotel herbei, ihn zu legitimieren und von dem Verdacht eines schweren Einbruchs zu befreien. Berta und Graf Dobronowsky erscheinen, um den Fall vollends aufzuklären. – Zirngibel ist nun von seinem Dünkel befreit Auf der Rückfahrt nach München, im Schlafwagen, schmuggelt er sich als Kontrolleur in das Abteil der noch immer zürnenden Berta, um sich durch sein reumütiges Geständnis, er sei ein Esel gewesen, Lossprechung von seinen Sünden und die Hand Bertas zu erbitten. Und gern erhält er beides.
Kritik (-g., Film Kurier #101, 04/29/1932):
Dieser Film hebt sich durch die urwüchsige Frische seines Stars Weiß Ferdl aus der Produktion heraus. Dieser liebe Münchener Komiker ist ein kleiner Mann mit seltsam geformter Nase und wirkungssicherem Spieltalent. Um ihn herum sind Ereignisse zu dichten, die ein anderer kaum spielen könnte.
Der Autor Joe Dallmann läßt seinen Helden als wohlhabenden Münchener Viehkommissionär erscheinen. Der Herr Eduard Zirngiebel hat einen unstillbaren Drang zu Höherem. Er läßt sich die Ausbildung seiner nicht vorhandenen Tenorstimme eine schöne Stange Geld kosten, er protzt gern mit hochstehenden Bekannten, auch wenn er sie nicht hat und ist ständig darauf bedacht, sich nichts von seiner männlichen Würde zu vergeben. Er muß von seiner hübschen Buchhalterin, die er wirklich sehr gern hat, erst mit erheblicher Gewalt zum Anlegen im Ehehafen veranlaßt werden.
Weiß Ferdl spielt sich amüsant durch die vielen dankbaren Situationen seiner Rolle. Als wohlmeinender Chef in prächtigem Pyjama, als Sieger auf der Traberbahn, als schmachtender Anbeter einer vermeintlichen Gräfin oder als bekehrter Sünder: Immer ist er ein sympathischer Kerl, der in die Welt paßt.
Charlotte Ander ist ihm eine gewachsene Gegenspielerin, sie hat für jedes seiner überheblichen Worte den passenden Dämpfer und bringt mit reizendem Lächeln den guten Eduard dahin, wo sie ihn haben will.
Das Berliner Luderchen, das dem braven Münchener so übel mitspielt, ist Bethe Ostyn, charmant als Pseudo-Gräfin, um mehrere Nuancen zu ordinär als Bardame.
Paula Menari und Wolfgang Liebeneiner sind sonst noch zu erwähnen.
Franz Seitz findet den richtigen Ton für dieses Volksstück. Es gibt in dem Film vieles Echte, er hat dadurch den Amüsierfilmen der Berliner Produktion manches voraus. Die Fabrikation in München sollte als Gegengewicht zu Berlin unter allen Umständen erhalten bleiben. So ein kräftiger Windzug aus dem Süden kann den Leuten von der Spree nur heilsam sein.
Das Technische ist Durchschnitt Photographie: Franz Koch, Ton: Walter Tjaden, Bauten: Ludwig Reiber
Peter Kreuder gab dem Film eine witzige musikalische Untermalung.