Handsome Gigolo, Poor Gigolo

Originaltitel: Gigolo. (Oberleutnant Rudi, der schöne arme Tanzleutnant.) Offiziersdrama 1930; 101 min.; Regie: Emmerich Hanus; Darsteller: Igo Sym, Erna Morena, Anita Dorris, Ernst Reicher, Oscar Marion, Hans Mierendorff, Betty Astor, Harry Nestor; Haase-Lignose-Breusing.

Einem adeligen Oberleutnant ist, aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, durch eine Geldaffäre die Möglichkeit des Eintrittes in das Bundesheer benommen. Er landet schließlich als Eintänzer in einem Nachtlokal, doch ein Erbonkel aus Amerika schafft ihm später eine Existenz als Herrenreiter und führt ihn mit seiner Braut zusammen.

Zusammenfassung
Es ist Übergangszeit. Die Zeit zwischen Weltkrieg und Inflation. Noch kommen die Heimkehrer in den alten Uniformen aus der Gefangenschaft zurück. Aber in der Heimat Ist auch die neue Truppe schon gebildet. Es ist Übergangszeit. Zeit zwischen den Uniformen . . . – Der fesche Rudi von Dokonal hat die alte Uniform mit Stolz und Glück getragen. Heute kehrt er, von seinem Kameraden Valberg, dem treuen Freunde, begleitet, in die Heimat zurück, auf das väterliche Schloß, wo die Mutter ihm ein rauschendes Fest bereitet hat. Ein Fest, an dem teilzunehmen auch Rudis Verlobte Olivia aus Wien herübergekommen ist. – Rudi weiß nichts von den Sorgen und Schwierigkeiten, mit denen die Mutter inzwischen zu kämpfen gehabt hat. Endlich In der Heimat, sieht er alles in rosigstem Licht, ohne zu ahnen, wie nahe der Welt, in der er aufgewachsen ist, der Zusammenbruch ist. – Rudis Freund Valberg meldet sich in Wien zum Eintritt in das neuaufgestellte. österreichische Bundesheer. Rudi begleitet seinen Freund und benutzt die Gelegenheit, um die alten Kameraden in Klub und Kasino zu besuchen. In lebhaften Bildern leuchtet noch einmal auf der alte Glanz und der alte Reichtum, aber es ist nur ein letztes Aufflackern. Denn wie so viele alte Familien müssen auch die Dokonals den Konkurs erklären. Ihr Vermögen ist verloren – und nicht einmal die Verlobung mit Olivia kann Rudi aufrecht erhallen. Nach schmerzvollem Abschied von Braut und Mutter finden wir ihn als Eintänzer im Berliner „Trokadero“. Es ist die alte Welt des Glanzes, aber -er ist nur noch ein kleiner Angestellter, der – armer Gigolo, schöner Gigolo ! – gegen Bezahlung und Geld da Dienste leisten muß, wo er zu herrschen gewöhnt war. – Schon in Wien hatte sich einer seiner älteren Kameraden, der Major v. Kelety, um die Gunst Olivias bemüht. Nicht ohne Absicht führt er sie mit ihrem Vater abends ins „Trokadero“, um ihr die lächerliche Rolle vorzuführen, die Rudi nunmehr zu spielen gezwungen ist. Mit einem Aufschrei fährt Olivia hoch: unten in der Tiefe des Saales sieht sie ihren noch Immer geliebten Rudi – und muß erfahren, daß er hier als Gigolo tätig Ist . . . Auch Rudi ist tief getroffen. Alte Erinnerungen steigen in ihm auf -und angewidert stürtzt er auf sein Zimmer, während unten das Lied vom „schönen Tänzer“ erklingt: „Sein Herz in Scham und Sorgen bricht – Sie sehen nur sein Angesicht !“ – Aber da steht schon neben ihm der Mann, der ihn aus allen Nöten reiten soll. Rudis Mutter hat ihn herbeigerufen, den Bruder ihres verstorbenen Mannes, der um ihretwillen in jungen Jahren nach Amerika gegangen war. Er hatte es damals nicht verwinden können, daß gerade sein Bruder die schöne und gefeierte Irene hatte heimführen dürfen. Aber das liegt nun lange zurück – und nun ist er da, und ist da als reicher Automobilkönig, der sich seinen Weg selber gebahnt hat. Klug und welterfahren bringt er die verfahrenen Dinge wieder ins rechte Geleise: „Ach, fände jeder in so schweren Zeiten den Mann so unbegrenzter Möglichkeiten !“ – Mit Hilfe seiner Adoptivtochter Babette führt er die beiden Liebenden wieder zusammen, kauft Schloß Dokonal zurück und erlebt auch die Freude noch. daß Babette und Valberg Gefallen aneinander finden. Nach einem von Rudi gewonnenen Herrenretten vereint die Verlobungstafel die sechs Menschen, die in Treue zusammengehalten haben. Leise verklingend spielen die Geigen das Lied vom schönen Gigolo „Du schöner Tänzer, schlank und fein, wie wird Dein künftig Schicksal sein ?“

Kritik (-e-, Film Kurier #153, 07/01/1930):
Für das Volkskino ein brauchbarer Film – das wird niemand bestreiten; und schon dadurch rechtfertigt sich die Herstellung des Films, der in allen Verleihbezirken willkommen geheißen wird. Ein Schallplatten-Film mit sehr guter Musik, wie das bei Lignose-Hörfilm selbstverständlich ist – der musikalische Teil befriedigt aber besonders, weil ein ungewöhnlich mikrophonsicheres Orchester die geschickte Bearbeitung durch Ferdy Kauffman und Fritz Hemmann ausführt.
Der Titel verspricht ja schon den Schlager-Film, viel Musik und Gesang – obwohl der Weltschlager vom armen Gigolo hier nur im Hintergrunde schlummert und durch einen schwächeren Walzer „Du schöner Tänzer“ verdrängt wird.
Wer weiß, wie ein solcher Titel das Publikum, das sich auf anspruchloseste Weise unterhalten will, einfängt, braucht um seine Kinokasse nicht bange zu sein.
Neben der guten Musik steht auf der Aktivseite des Films die erstaunlich sichere Regie von Emmerich Hanus, die umsichtige, besorgte Produktionsleitung von Arthur Haase und das vielköpfige, vielseitige Ensemble. Auf der Negativseite: Schwache Dialoge und ein Manuskript ohne Handlung (Gustav Mai-Rodegg und Hanus).
Der Film lebt von Situationen und Auftritten. Er erreicht dabei die buntesten Operettenwirkungen, die in ähnlichem Milieu immer wieder gern gesehen werden. Volksfeste, Kinderlieder, Barleben und sogar ein großes Pferderennen, von der „Ungarischen Rhapsodie“ bis zur „Nacht gehört uns“ ist alles dabei.
Ein paar überraschende Schauspielerleistungen bringen Farbe und echtes Leben: Wenn da plötzlich Leo Peukert einen Ansager spricht – übrigens ganz ausgezeichnet –, wenn Hans Mierendorff so ansteckend lacht, daß das Haus aus dem Häuschen gerät, wenn Georg John ein echt sächsisches Schüßchen zwischenspendiert . . . dann vergißt man manche Leidgebärde der Hauptdarstellerinnen Anita Dorris und Betty Astor.
Sehr ansprechend Erna Morena, Igo Sym, Oscar Marion; auch Harry Nestor und Ernst Reicher befriedigen, wenn sie nicht zu pathetisch sein müssen.
Abwechslungsreich wirkt die Jongleurszene von Arlanos und das Gesangsolo von Marcell Wittrisch. Man vergißt über diese vielen Eindrücke ganz, daß die Autoren die eigentliche story vergessen haben.
. . . und Hans Mierendorff: – also bitte wirklich, Schauspielerfreunde, Filmfreunde, seht und hört das einmal an, wenn da ein echter Ton, ein echtes Lachen zu einem in Ehren ergrauten Leinwandkomödianten tritt, welches neue Profil er gewinnt, wie er mit einem Mal ein ganz anderer, ein ganz neuer „Nachwüchsling“ geworden ist.

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