
Originaltitel: Komm’ zu mir zum Rendezvous! Lustpiel 1930; 91 min.; Regie: Carl Boese; Darsteller: Lucie Englisch, Ralph Arthur Roberts, Alexa Engström, Walter Rilla, S. Z. Sakall, Paul Morgan, Fritz Schulz, Trude Lieske, Margarete Kupfer; Harmonie-Klangfilm.
Um die außereheliche Extratour einer Frau zu verbergen, spielt ein junger Mann vor deren Gatten den Gesangsprofessor und wird nun als Musiklehrer für die Freundin des Ehemannes engagiert. Die nötigen Kenntnisse holt er sich als Schüler bei dem wirklichen Professor, der erst spät auf den Schwindel kommt und wegen der bevorstehenden Verlobung seiner Tochter ihm dies durchgehen läßt.
Zusammenfassung
Leon ist ein großer „Steiger. Seine Frau Antoinette will bei dem Gesangslehrer Crepin Gesangsstunden nehmen. Der Mann, der ein Rendezvous wittert, schleicht ihr nach und kommt gerade zurecht, wie der Musiklehrer Antoinette erklärt, sie habe absolut kein Talent. Leon fällt aber ein, daß seine kleine Freundin Lulu, die zum Theater will, eigentlich bei Crepin Musikstunden nehmen könnte. Er verspricht Crepin ein großes Honorar, wenn er Lulu so weit ausbilden könne, daß sie imstande wäre in der neuen Revue aufzutreten. Der etwas seltsame Lehrer ist einverstanden.
Leon erwischt wieder einmal seine Frau, als sie mit einem Fremden telephoniert und trennt wütend die Verbindung. Antoinette will unbedingt der Premiere der neuen Revue, in der Lulu auftreten soll, besuchen und nichts kann sie davon abhalten. Lulu hat großen Erfolg, aber Leons Frau merkt etwas von dem Verhältnis der beiden und Leon weiß sich nicht anders zu helfen, als Crepin zu bitten, die Angelegenheit mit Lulu zu ordnen, da er nicht seine Frau wegen dieser kleinen Revueratte verlieren will, Crepin, ein prächtiger Kerl, der übrigens gar nicht Crepin ist, würde die Sache auch zu einem guten Ende bringen, wenn nicht Leon daraufgekommen wäre, daß die Musikstunden seiner Frau nur ein Vorwand waren, um ungestört ihr Rendezvous mit Armand, ihrem Freund, abhalten zu können. Schließlich will noch Lulu. Leons Freundin, mit Armand, dem Freund seiner Frau, durchgehen. Aber Yvonne, die Tochter des richtigen Professor Crepin, bringt schließlich alles in schönste Ordnung.
Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #205, 08/30/1930):
Eine Vaudeville. Spielt natürlich in Paris, wo die Leute Autos mit Berliner Nummern zu benutzen pflegen.
Carl Boese, der sympathische, unermüdliche Schöpfer stummer Filme, liefert sein Tonfilmdebut. Das ist für Darsteller wie für Regisseure ein großer, entscheidender Moment. Ueber Boese ist noch nicht zu sagen, ob er sich durchsetzen wird. Die Schwierigkeiten der Materie wurden noch nicht überwunden, der Film ist in der Szenengestaltung und vor allem im Schnitt recht primitiv, lieber die Zeiten, wo unmotivierte Abblendungen den Szenenablauf zerhackten, wo Blankfilm eingeklebt wurde, wenn die Musik weitergeht, sind wir doch eigentlich schon hinweg.
Auch technisch kann dieser Film nicht befriedigen. Ein erheblicher Teil der Dialoge blieb unverständlich, die Stimmen hatten zuweilen einen unangenehmen Unterklang, als wenn sie aus dem Blechtrichter einer nicht ganz modernen Sprechmaschine kamen. Aufnahme- und Wiedergabe gerät werden sich über die Schuld streiten – der Zuhörer konstatiert die Tatsache.
Robert Florey und Carl Boese schrieben das Drehbuch nach einem Sujet von J. Bousquet und H. Falk. Walter Hasenclever zeichnet für die Dialoge. Es ist nicht recht einleuchtend, weshalb man eine Dichtergröße bemühen mußte, die Dialoge ähnlicher Filme, die von gewöhnlichen Sterblichen (lies Filmautoren) geschrieben wurden, hatten das gleiche Niveau, waren zu neunzig Prozent ebenso improvisiert, ungeschliffen und leicht hingeredet.
Die Produktionsleitung glaubte, durch das Engagement bewährter Bühnenkräfte dem Film Rückhalt zu geben. Das ist auch zu einem guten Teil gelungen. Der wieder ausgezeichnete Ralph Arthur Roberts, ferner Szöke Szakall, Fritz Schulz und Lucie Englisch verstehen es, sich durchzusetzen. So entsteht wieder einmal der typische deutsche Tonfilmschwank, der inhaltlich schwach ist, aber den Zuschauer durch gut herausgebrachte Pointen und einzelne Wortwitze zu versöhnen sucht. Auf die Dauer wird jedoch dieses Produktionssystem nicht durchzuhalten sein.
Trude Lieske vermag in ihrer ersten Sprechfilmrolle durch ihre natürliche Komik zu gefallen. Alexa Engström, die demnächst groß herauskommen wird, ist diesmal noch ziemlich blaß. Walter Rilla hat ein paar sehr konventionelle Szenen zu sprechen, erst zum Schluß zeigt er Möglichkeiten zur Entwicklung.
Die Bildphotographie von Otto Kanturek und Eduard Hoesch befriedigt, für die Tonfilmaufnahme zeichnet Dr. Seidel. Die Bauten lieferte Julius von Borsody.
Fritz Grothe schrieb einen flüssigen Schlager über das schon reichlich abgeklapperte Thema „Sex Appeal“.