The Jumping Jack

Originaltitel: Der Hampelmann. (Der Liebesautomat.) Liebeskomödie 1930; 73 min.; Regie: Emerich W. Emo; Darsteller: Max Hansen, Lien Deyers, S. Z. Sakall, Paul Heidemann, Otto Wallburg; Terra-Tobis-Klangfilm.

Die recht junge Frau eines ziemlich alten Mannes bekommt einen lebensgroßen, singenden und tanzenden Hampelmann. Ein vermögensloser Baron, der sich in sie verliebte, läßt sich an Stelle des Wunderwerkes verpacken, liefern und in ihrem Schlafzimmer aufstellen. Als der Ehemann die Wahrheit erfährt, schleudert er die inzwischen an Ort und Stelle gebrachte wirkliche Puppe, in der er seinen Rivalen vermutet, vom Dachgarten in die Tiefe, muß aber einige Minuten später zugunsten des „durch ein Wunder geretteten“ Barons seine Frau freigeben.

Zusammenfassung
Max von Storch, ein junger eleganter Mann, Sprößling eines alten Adelsgeschlechtes, hat das Pech, daß vom Vermögen seiner Ahnen für ihn nichts mehr übrig geblieben ist – außer dem Wörtchen „von“ und dem Wappen –, aber wer ihm auf der Straße begegnet, glaubt nicht, es mit einem Verarmten zu tun zu haben, im Gegenteil, er macht einen sehr wohlhabenden Eindruck, und er fährt stolz in einem wappengeschmückten Auto spazieren. Allerdings kann man nicht ahnen, daß das Auto nicht sein Eigentum ist, sondern einer Autofirma gehört. Diese hat ihn engagiert, denn sie sagt sich mit Recht, daß es eine ausgezeichnete Reklame ist, wenn ein so eleganter und vornehmer junger Mann ihre Marke fährt. – Max entgeht nicht dem Schicksal des Automobilisten: Er hat die übliche Karambolage mit einem anderen eleganten Auto, das von einer feschen jungen Dame gelenkt wird. Erst schimpft er über ihre Ungeschicklichkeit, dann, als er sieht, wie hübsch sie ist, wird er die Liebenswürdigkeit selbst. – Der Zusammenstoß hatte aber für ihn böse Folgen. Die Autofirma entläßt ihn fristlos, und so ist Max übel dran, ohne Beschäftigung und ohne Geld. Als er, um seiner etwas ramponierten Kleidung nachzuhelfen, sich im Warenhaus „Clamotte“ eine neue Krawatte kaufen will, trifft er den Geschäftsführer, einen alten Freund von ihm. Große Freude auf beiden Seiten. Max bittet seinen Freund, ihm doch in dem Warenhaus eine Anstellung zu verschaffen, der Freund kann ihm aber wenig Hoffnung machen. Lediglich etwas Nebenverdienst vermag er ihm zu vermitteln. Das Warenhaus Clamotte veranstaltet nämlich eine Herren-Modenschau, und da soll Max als Mannequin mitwirken. – Bevor er an die Reihe kommt, sieht er sich die Modevorführung von einer Seitentür aus an; da erblickt er im Zuschauerraum die reizende junge Dame, mit der er tags zuvor den Autozusammenstoß gehabt hat. Vergessen ist seine Pflicht als Mannequin, er setzt sich an ihren Tisch und sucht ihre Bekanntschaft. In ihrer Begleitung befindet sich ein älterer Herr, den er für ihren Vater hält. Dem Gespräch der beiden muß er aber entnehmen, daß es sich um den Gatten handelt. Nach der Modenschau wird in der Spielwarenabteilung die neueste Sensation gezeigt, eine sprechende und bewegliche Puppe. Auch die junge Dame eilt dorthin, wobei es Max gelingt, sie von ihrem Gatten zu trennen. Im Fahrstuhl macht er ihr eine Liebeserklärung, wird jedoch entrüstet zurückgewiesen. – Die Vorführung des behenden Hampelmanns begeistert das Publikum, und Lissy bittet ihren Mann, ihr die Puppe zu schenken. Dieser sträubt sich zuerst, als sie aber schmollt, gibt er heimlich den Auftrag, ihm den Hampelmann ins Haus zu schicken. Er kann es sich ja leisten, denn er ist der bekannte schwerreiche Parfümfabrikant Eickmeyer. Da kommt Max auf eine Idee. Sein Freund, der Geschäftsführer, muß ihm bei der Ausführung dieses Planes helfen. – Lissy ist über das Geschenk ihres Gatten, entzückt. Sie ist so begeistert, daß sie den Hampelmann in ihr Schlafzimmer bringen läßt, nachdem sie zuvor festgestellt hat, daß er ausgezeichnet funktioniert. Beim Schlafengehen flüstert sie ihm zu: „Gute Nacht“ und der Hampelmann – antwortet ihr. Erschrocken ruft Lissy um Hilfe, sie merkt, daß der Hampelmann keine künstliche Puppe ist. Sie erkennt in ihm den jungen Mann, der sie mit seiner Liebeserklärung im Warenhaus verfolgte. Sie ruft ihre Zofe und befiehlt ihr, den Hampelmann im Badezimmer einzusperren. – Am andern Tage läßt Lissy die Figur unter dem Vorwand ins Warenhaus zurückbringen, daß sie defekt sei. Dort ist man darüber entsetzt und liefert schleunigst einen anderen Hampelmann. Als man die zurückgesandte Puppe auspackt und die Direktrice befiehlt: „Wir wollen ihm den Kopf abnehmen“ schreit Max auf und eilt davon. Wilde Jagd durchs Warenhaus. Schließlich faßt man ihn und bringt ihn zum Hausdetektiv, der den Sünder vor den Besitzer des Warenhauses, Herrn Clamotte, führt. Clamotte gefällt der Einfall des jungen Mannes so, daß er ihm eine gut bezahlte Stellung als Reklamechef in seinem Hause anbietet. Max nimmt an und ist „saniert“. – Eickmeyer hat inzwischen das Warenhaus Clamotte aufgesucht, um sich über die schlechte Lieferung zu beschweren. Bei dieser Gelegenheit hört er aus den Gesprächen des Personals, wie er von Max hintergangen worden ist. Er erfährt auch, daß die Puppe bereits wieder in seine Wohnung gesandt wurde und vermutet, daß Max abermals die Gelegenheit wahrgenommen hat, sich bei Lissy einzuschleichen. Er stürmt nach Hause und findet auf dem Dachgarten den Hampelmann vor. Jetzt wird er diesem Burschen zeigen, daß er hinter seine Schliche gekommen ist. Er redet so eindringlich und handgreiflich auf den Hampelmann ein, daß dieser das Gleichgewicht verliert und über die Brüstung des Dachgartens auf die Straße stürzt. Eickmeyer, der nicht weiß, daß es diesmal wirklich die Puppe war, ist entsetzt. als er die leblose Masse auf der Straße liegen sieht. Er hält sich für einen Mörder. Schon glaubt er sich von der Polizei verfolgt und will Selbstmord begehen, als der Diener ihm auf einem silbernen Tablett eine Visitenkarte überreicht. Erstaunt liest er: Baron von Storch. „Er lebt? Er lebt!“ Ein Stein fällt ihm vom Herzen, er ist glücklich, daß alles gut abgelaufen ist und erklärt sich damit einverstanden, Lissy freizugeben. So werden Lissy und Max ein Paar.

Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #279, 11/26/1930):
Große Stimmung im Marmorhaus, viel Lachen, viel Beifall. Max Hansen hat sich als Tonfilmstar durchgesetzt.
Bei der ewigen Stoffjagd der deutschen Filmproduzenten sind die Terra-Leute auf die Operette von Beer und Lunzer „Der Hampelmann“ gestoßen. Der Inhalt ist nicht besser und nicht schlechter als der der meisten Operetten: Ein armer junger Mann verliebt sich in die junge und hübsche Frau eines alten Millionärs. Nähert sich ihr im Kostüm einer lebensgroßen sprechenden Puppe. Bekommt schließlich im dritten Akt eine gutdotierte Stellung und die junge Frau obendrein. So ist nun einmal das Operettenleben.
Die lustigsten Situationen ergeben sich natürlich bei der Darstellung des Spielzeuges, wenn Max Hansen nicht nach Gebrauchsanweisung, sondern nach seinem Herzen antwortet, wenn er hungernd zusehen muß, wie andere dinieren, wenn er wieder und wieder aus der Rolle fällt und in sein Puppendasein zurückfindet. „Die Puppe“ war einmal einer der größten deutschen Lustspielerfolge des stummen Films. Aehnliche Rollen sind auch schon wiederholt auf der Bühne gespielt worden. Vorzug des Tonfilms ist es, daß er die Möglichkeiten beider Ausdrucksarten vereinigt. Der „Hampelmann“ kann sprechen und singen wie auf der Bühne, der Zuschauer kann aber auch das leiseste Mundzucken, die störende Fliege auf der Nase, das verstohlene Augenzwinkern sehen wie im Stummfilm. Die Rolle findet volle Erschöpfung erst im Tonfilm.
Hans Zerlett schrieb das flüssige, an Bildwitzen reiche Drehbuch. Der Vorzug dieses Films ist, daß er das Bild als gleichberechtigten Faktor neben dem Ton behandelt. Die Terra-Leute, Regisseur: E. W. Emo, Produktionsleitung: Eugen Tuscherer, haben den ganzen Film hindurch eine sehr glückliche Hand dafür bewiesen, eine eigene Kunstform, zwischen Stummfilm und Bühne stehend, zu entwickeln.
In einem Warenhaus gibt es lustige Intermezzi: Versteckspiel zwischen Koffern, Abenteuer im Fahrstuhl, Zwischenfälle bei der Modenschau. Max Hansens gesangbegleitete Autofahrten werden durch geschickt eingeschnittene Straßenszenen illustriert. Sehr originell gestaltet Emo einen Wunschtraum der verliebten Lien Dyers.
Es ist nichts gekrampft an diesem Film. Das Publikum wird mit fairen Mitteln bei guter Laune gehalten. Technisch ist der Film hervorragend. Curt Courant und Fridl Behn-Grund photographierten brillant, Heinrich Richter baute geschmackvoll und szenengerecht. Um den klaren und leicht verständlichen Ton bemühte sich Victor Behrens.
Das Darsteller-Ensemble ist sorgfältig zusammengestellt. Max Hansen erweckt Mitgefühl für seinen verliebten Habenichts, dem man das happy ending von Herzen gönnt. Er siegt gegen die Großen, Starken, Mächtigen, Reichen, seine Rolle propagiert ausgleichende Gerechtigkeit. Hansen ist charmant, beweglich, ergattert jede greifbare Pointe. Schade, daß die von ihm gesungenen Schlager textlich nicht besser sind.
Lien Dyers hat nicht viel mehr zu tun, als jung und lieblich auszusehen. Ausgezeichnet ist wieder einmal Szoeke Szakall als verzichtender Gatte. Otto Wallburg erscheint in einer kleinen Rolle als glaubhafter deus ex machina. Paul Heidemann, Lotte Werckmeister, Oskar Sabo haben dankbare Auftritte. Ernst Morgan fällt in einer Episode auf.
Die Terra kann mit dem Erfolg dieses Films sehr zufrieden sein.

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