A Friend So Lovely as You

Originaltitel: Eine Freundin, so goldig wie Du… (Anny macht alles.) Groteske 1930; 82 min.; Regie: Karel Lamač; Darsteller: Anny Ondra, Felix Bressart, Adele Sandrock, Sig Arno, Manfred Koempel-Pilot, Helen von Münchofen, Edith Meinhard, Fritz Steiner; Ondra-Lamač-Tobis.

Ein recht selbstständiges Mädel, Besitzerin eines vorsinflutlichen Ford-Wagens, kommt zu einem Zahnarzt zu Besuch, der in Scheidung steht, von seiner Frau überwacht wird. Der Ehemann entgeht knapp dem Schicksal einen Scheidungsgrund zu liefern, die Erbtante samt erhungrigen Verwandten bringt das Mädel herum. Nach ausgesprochener Scheidung bekommt es den Zahnarzt.

Zusammenfassung
Anny fährt mit einem uralten Autoklapperkasten um die Welt. – In einem Gasthaus lernt sie einen sehr netten und sympathischen jungen Mann, Herrn Dr. Jack Braun, kennen, dem sie so gut gefällt, dass er sie bittet, ihn unbedingt in Berlin zu besuchen. Anny glaubt diese Bitte nicht abschlagen zu können und erscheint auch wirklich in Berlin, wo sie mit ihrem alten Auto mehrere Verkehrsstockungen und einiges Aufsehen erregt. – Anny stellt sofort die Wohnung Jacks auf den Kopf, denn ihr Hase „Otto“, den sie sich mitgebracht hat, ist ausgerückt, es entlieht eine wilde Jagd nach dem Ausreisser. – Jade liegt mit seiner Frau in Scheidung, und sein Freund Richard, der ihn vor Gericht vertritt, ist wenig entzückt von Annys Erscheinen, denn Jacks Frau Renate lässt ihren Mann durch einen Detektiv beobachten und sucht krampfhaft nach einem Scheidungsgrund. – Jack und Richard gehen mit Anny aus. In eine Bar . . . Anny betragt sich ziemlich unmöglich. Jacks Frau kommt zufälligerweise mit ihrem Detektiv in diese Bar und sieht Anny in einem ihrer Kleider. Es gibt deswegen einige unangenehme Zwischenfalle. – Richard glaubt es seinem Freunde schuldig zu sein, Anny zu sagen, dass es besser für Jack sei, wenn kein weibliches Wesen im Hause ist. Der Erfolg davon ist, dass Anny die Köchin, die Zofe und die Assistentin hinauswirft, aber selbst bleibt. – Da passiert ein neues Unglück. Jacks reiche Erbtante Frieda erscheint auf der Bildfläche und will Jacks Frau kennenlernen. Sie halt Anny für die Frau. Jetzt muss eine grobe Komödie gespielt werden, denn wenn die Tante erfahrt, dass Jack sich scheiden labt, ist es mit der Erbschaft bestimmt aus. Die Tante findet Anny reisend. – Ein unglücklicher Zufall will es, dass Tante Friedas Juwel, der Papagei Waldemar, in einem Aquarium ertrinkt. Sämtliche Verwandten erscheinen im Hinblick auf die eventuell zu erwartende Erbschaft und statten ihren Beileidsbesuch ab. – Anny hört aus dem Nebenzimmer die wenig aufrichtig gemeinten Beileidsbezeugungen der Verwandten. Da beschließt Anny, diesem Theater ein Ende zu machen. Nach kurzer Zeit verwandelt sich die trauernde Verwandtschaft in eine kreischende und lachende Gesellschaft, denn Anny hat durch einen Türspalt Lachgas in das Zimmer einströmen lassen. – Die Tante wirft sämtliche Verwandten, die scheinbar so wenig Verständnis für ihr Unglück aufbringen konnten, hinaus. – Jack hat inzwischen seinen Scheidungsprozess vor Gericht gewonnen, und alles löst sich in allgemeiner Zufriedenheit auf. – –

Kritik (Georg Herzberg, Film Kurier #296, 12/16/1930):
Film um Anny, mit Anny, für Anny: Sie hat wieder einmal eine Bombenrolle und einen ganz großen Erfolg. Anny Ondras blonder Lockenkopf wird nicht nur viele Sorgenfalten auf den Gesichtern der Zuschauer ein wenig glätten, sondern wird auch hoffentlich mancher schwindsüchtigen Kinokasse dienlich sein.
Kennzeichen der Tonfilm-Manuskripte ist, daß sich ein ganzes Autorenkollektiv um sie bemüht. Diesmal sind es Bobby Lüthge, Karl Noti und Wenzel Wassermann, unterstützt durch den „Dialogüberwacher“ Arthur Rebner. Sie haben ihr Lustspiel nicht auf die Haupthandlung gestellt, sondern auf das Nebenbei und die Darsteller. Und so reizvoll gerade in diesem Fall auch das Drumherum ist, so sei doch, sogar angesichts der entzückenden Anny, darauf aufmerksam gemacht, daß man auf die Dauer nicht einen Inhalt, der für ein Zweiakterlustspiel reicht, durch allerhand Aufputz auf „abendfüllend“ umarbeiten kann.
Anny ist diesmal ein kleines Mädel von Nirgendwoher, das sich einen Zahnarzt mit beneidenswerten Einkommensverhältnissen angelt. Sie geht aus dem Kampf mit der Rivalin und den Miterben der reichen Tante als überlegene Siegerin hervor.
Ihr Regisseur – Gatte Lamac, der innerhalb einer Woche den zweiten Film in Berlin startet, macht ihr das Leben wirklich nicht leicht. Da muß sie in einem vorsintflutlichen Autovehikel durch das Brandenburger Tor fahren, Zigarren rauchen und in einer Kombination aus dem Tanzsaal flüchten, hinter einem Karnickel herjagen und im Operationsstuhl nächtigen, Gesichtskrämpfe kriegen und ohne Kenntnis von Dur und Moll Klavier spielen. Für jeden Meter haben Autoren und Regie einen lustigen Einfall, ein Pointchen, einen Lachanlaß, einen witzigen Dreh auf Lager. Diese Ondra-Manuskripte sind fleißige Kleinarbeit, ihnen ist aus der stummen Zeit die Freude am Bildwitz geblieben. Und weil sich die Verantwortlichen wirklich die Köpfe zerbrochen haben, deshalb wirkt vieles, was bei Licht besehen schon oft da war, frisch und gefällig.
Anny ist in ihrem Element, ob sie äugelt oder singt oder einen Grotesktanz liefert, sie hat genug Anlaß zur Entwicklung ihres Temperamentes, zum Schütteln ihrer Lockenmähne, zum erstaunten Halb-Oeffnen ihres Schmoll-Mäulchens. Wenn sie auf der Leinwand ist, herrscht im Publikum Freude, und das ist ja wohl die Hauptsache, um mit Joe May zu reden.
Neben ihr stehen die bewährten Tonfilmkämpen Felix Bressart und Siegfried Arno, die von der Regie hundertprozentig angespannt werden. Und die Sandrock liefert eine Erbtante, wie es eben nur unsere große Adele fertig kriegt.
André Pilot, glücklicher Partner der Ondra, sieht gut aus, ist aber stimmlich, besonders zu Beginn, wenig befriedigend. Man sollte bei ihm auf jeden Fall Sprech-Großaufnahmen vermeiden.
Die Anderen: Die Rekonvaleszentin Helen von Münchhofen, Edith Meinhard, Fritz Steiner.
Otto Heller, der nun einmal zum Lamac-Kollektiv gehört, lieferte eine ausgezeichnete Photographie, von der besonders die Ondra profitiert. Jack Rotmil und Heinz Fenchel haben sehr reizvoll gebaut.
Alfred Norkus ist Verantwortlicher für den klaren Ton.
Der Film wurde von der Ondra-Lamac-Gesellschaft hergestellt und erscheint bei fünf Bezirksverleihern.

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